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Bruno Kreisky war die politische Leitfigur des "Austro-Keynsianismus". Die Wirtschaftspolitik der 70er und frühen 80er Jahre war entscheidend von dieser Strömung geprägt. Das österreichische Wirtschaftsmodell der Kreisky Ära war eine unorthodoxe Kombination der Instrumente Fiskal-, Einkommens- und Wechselkurspolitik, woduch die wirtschaftpolitischen Ziele Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung und Preisstabilität besser erreicht werden sollten.
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"An der Tatsache, dass die österreichischen verstaatlichten Banken einen so großen Teil der österreichischen Wirtschaft kontrollieren und finanzieren, können wir deshalb nichts ändern lassen, weil das in Wirklichkeit bedeuten würde, dass wir dem fremden Kapital die österreische Wirtschaft ausliefern", so Kreisky in einer Rede, die er 1963 am niederösterreischischen Landesparteitag der SPÖ hielt.
Aus Sicht der Globalisierung und laufender Bankenfusionen - Bank Austria und Hypo Vereinsbank das jüngste Beispiel dieser Tendenz - ist der mögliche nationale Einfluss der Politik, wie sie Kreisky noch beschrieben hat und für machbar hielt, verloren gegangen.
Für den Sozialisten sollten nicht mehr einzelne Unternehmer über die Schicksale tausender Arbeitnehmer entscheiden: "Das ist doch in Wirklichkeit einer der größten Fortschritte auf dem Wege zur Vermenschlichung der modernen Industriegesellschaft, dass diese giganitschen Produktionsstätten nicht mehr in den Händen der Appolds, der Vollstrecker des Willens der Krupps, der Thyssenes und der Flicks sind." Kreiskys Credo: Der Staat sollte die Entwicklung der Wirtschaft zum Wohl der arbeitenden Bevölkerung lenken - mit dem Ziel Vollbeschäftigung vor Augen. Wesentlicher Grund für diese Einsicht war die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre, in deren Folge die Heerscharen der Arbeitslosen leichte Beute für die Ideen der Nationalsozialisten wurden. Arbeitslosigkeit war für ihn eines der grausamsten Phänomene der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, "da sie nicht nur den gesellschaftlichen Wohlstand gefährdet, sondern auch zu einem Spaltungsprozess innerhalb der Arbeiterschaft, zwischen denen, die Arbeit haben, und denen die arbeitslos sind, führt".
Gegenspieler seiner Wirtschaftspolitik war der IV-Chef Herbert Krejci, Wirtschaftskammer-Präsident Rudolf Sallinger und Stephan Koren, als Clubobmann der ÖVP. Letzteren konnte der Kanzler bestmöglich "neutralisieren", indem er ihn auf den Posten des Nationalbankpräsidenten hievte. Die ÖVP hatte der Kanzler nahezu entmachtet, indem er sich erfolgreich des Instrumentes Sozialpartnerschaft bediente und sich auch mit Rudolf Sallinger verbündete.