Androsch und Liebscher führen neue ÖIAG-Tochter. | "Im Endeffekt wird jeder froh sein, dass er Hilfe bekommt." | Wien. In Sachen Bankenhilfe deutet sich eine harte Gangart des Staates an. Mittlerweile steht fest, wer die - noch zu gründende - Tochter der staatlichen Industrieholding ÖIAG anführt, die sich um mögliche Bankbeteiligungen der öffentlichen Hand kümmern soll. Der Industrielle und Ex-Finanzminister Hannes Androsch, der den Aufsichtsratsvorsitz übernimmt, spricht sich nun gegenüber der "Wiener Zeitung" dafür aus, allen heimischen Großbanken - quasi ohne lange zu fragen - eine Kapitalspritze zu verpassen.
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Im Rahmen des zu Wochenbeginn verabschiedeten 100 Mrd. Euro schweren Banken-Hilfspakets des Bundes sind vorerst 15 Mrd. Euro für Eigenkapitalmaßnahmen reserviert. Mit diesen kann sich die neue ÖIAG-Tochter zum Beispiel an schwächelnden Banken und Versicherungen beteiligen oder diese - in letzter Konsequenz - auch zwangsverstaatlichen.
US-Modell für Österreich
Bislang hat noch kein österreichisches Finanzinstitut Interesse an einer Kapitalspritze durch den Bund angemeldet. "Keine Bank traut sich, das zu verlangen", meint Androsch. Man müsse es ihnen deshalb "draufdrücken". Im Endeffekt werde jeder froh sein, eine derartige Unterstützung zu bekommen.
Androsch tendiert damit in Richtung des sogenannten amerikanischen Modells: Anstatt zu warten, bis sich eine Bank als Erste hervorwagt und um Aufbesserung ihrer Bilanz bittet, hat US-Finanzminister Henry Paulson kürzlich auf einen Schlag die neun größten Institute des Landes mit frischem Eigenkapital ausgestattet. Dadurch musste sich kein Institut bloßstellen.
Das schwebt Androsch auch für Österreich vor: Die Banken würden sich zwar nach außen "zähneknirschend" zeigen, insgeheim jedoch freuen. Sprüche wie jener von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der gesagt hat, er würde sich schämen Staatsgelder anzunehmen, "brauchen wir in Österreich nicht", so Androsch.
Neben dem Industriellen soll auf Wunsch von Finanzminister Wilhelm Molterer ÖIAG-Aufsichtsratspräsident Peter Mitterbauer in den Aufsichtsrat der neuen Tochtergesellschaft einziehen. Den Posten des Vorstands-Chefs übernimmt Ex-Nationalbank-Gouverneur Klaus Liebscher. Dessen Vize dürfte laut Androsch ein weiterer ehemaliger hochrangiger Notenbanker werden: Adolf Wala, ab 1988 Generaldirektor und von 1998 bis 2003 Präsident der Nationalbank.
Laut "Kurier" sollte zunächst Ex-ÖBB-Chef Helmut Draxler diese Funktion übernehmen. Dieser habe aber abgesagt.
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