Geld vom Staat nur bei massivem Wettbewerbsnachteil im Osten ein Thema. | Geyer: "Sehe das derzeit aber nicht." | Wien. Bei Österreichs Versicherungen ist das Interesse am Hilfspaket des Staates anders als bei den Banken gleich Null. Für die gesamte Branche ist zusätzliche Liquidität in Form einer "Schutzimpfung" trotz internationaler Finanzkrise nach wie vor kein Thema, wie ein Rundruf der "Wiener Zeitung" am Freitag ergab.
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Der Präsident des Versicherungsverbands, Wiener- Städtische-Chef Günter Geyer, sieht im Moment jedenfalls keine Anzeichen dafür, dass der eine oder andere Versicherer in nächster Zeit beim Staat anklopft, um die Hand aufzuhalten.
Geld vom Staat käme nur dann in Frage, wenn sich die Wettbewerbsposition gegenüber ausländischen Assekuranzen, die öffentliche Hilfe erhalten, "dramatisch verschlechtert". Da müssten schon große Mitbewerber in Osteuropa, das für die österreichischen Versicherungen zu einem weiteren Heimmarkt geworden ist, "mit kräftigen Eigenmitteln auffahren", so Geyer. "Derzeit sehe ich das aber nicht." Die ING, die als Allfinanz-Konzern vom niederländischen Staat mit Zuschüssen von 10 Mrd. Euro gestützt werden musste, sei ein Einzelfall gewesen.
Unterschiedliche Pakete
Uniqa-Boss Konstantin Klien will nicht ausschließen, dass die Wettbewerbssituation für heimische Versicherer schlechter werden könnte (was deutlich negative Folgen für die Arbeitsplätze in Österreich hätte). Warum? - "Noch ist völlig unklar, wie sich die unterschiedlichen nationalen Stabilisierungspakete und die neuen lokalen Bilanzregeln, die sich ebenfalls von Staat zu Staat unterscheiden, im Zusammenspiel mit den internationalen Bilanzregeln auf die Wettbewerbspositionen der Unternehmen auswirken."
Klien weiter: "Beurteilen kann man das erst nach Vorliegen der Bilanzen für das laufende Jahr - also Mitte 2009." Sollte sich dabei zeigen, dass sich die Wettbewerbssituation im Vergleich zu Konkurrenten anderer Länder deutlich verschlechtert hat, werde man "überlegen müssen, ob dieser Nachteil durch eine Stärkung der Kapitaldecke auszugleichen ist". Welcher Weg hier der vernünftigste wäre, müsste jedoch erst an Hand der dann aktuell herrschenden Kapitalmarktsituation beurteilt werden, betont Klien. Nachsatz: "Es ist nicht gesagt, dass zusätzliches Kapital vom Staat zu jeder Zeit das günstigste ist."
"Haben keinen Bedarf"
Während Geyer und Klien zumindest für ihre Konzerne für den Fall des Falles nicht ausschließen, auf das staatliche Hilfspaket zuzugreifen, sprechen sich die Österreich-Chefs von Generali und Allianz, Luciano Cirinà und Wolfram Littich, dezidiert gegen Fremdhilfe aus. Cirinà: "Wir haben keinen Bedarf." Allianz-Kollege Littich: "Auch wir nehmen das Paket nicht in Anspruch - wir sind in Sachen Eigenkapital und Liquidität bestens aufgestellt."
Für die Grazer Wechselseitige, die auch zu den großen Assekuranzen des Landes zählt, ist ebenfalls klar: Das staatliche Hilfsangebot anzunehmen, komme nicht in Frage - nicht für die Versicherung und auch nicht für die Töchter und Beteiligungen im Bankenbereich wie Capital Bank und Bank Burgenland.