Es besteht der Verdacht des Betrugs, der Krida, Gläubigerschädigung und Bilanzfälschung.
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Eisenstadt/Wien. Im Insolvenzverfahren der webfreeTV.com Multimedia Dienstleistungs AG liegt noch vieles im Dunkeln.
Am Mittwoch hat die Prüfungstagsatzung bloß ergeben, dass etwa 1,907 Millionen Euro Forderungen von Gläubigern angemeldet wurden. Das bestätigt der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) der "Wiener Zeitung". Im Hintergrund der Pleite läuft ein Strafverfahren. Einerseits gibt es eine Anzeige der Finanzmarktaufsicht, anderseits sollen sich frühere webfreeTV-Macher gegenseitig bei der Wiener Anklagebehörde angezeigt haben.
Laut Staatsanwalt Thomas Vecsey wird unter der Aktenzahl (614 St 31/11f) gegen Peter M. und Rudolf F., zwei ehemalige nicht entlastete Vorstände, den amtierenden Vorstand Alexander V. und gegen den früheren Börsenguru und webfreeTV-Zampano Mike Lielacher ermittelt. Lielacher ist laut eigenen Angaben bereits 2007 als Aktionär bei der Internetfirma ausgeschieden, deren Expertise für bewegte Bilder im Internet angeblich einzigartig war.
Der Verdacht umfasst die Tatbestände Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und Bilanzfälschung.
"Das Ermittlungsverfahren ist nach wie vor offen", bestätigt Thomas Vecsey von der Staatsanwaltschaft Wien. Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe bestritten.
Fakt ist: webfreeTV hat zum Leidwesen der Aktionäre viel Geld vernichtet. Vor wenigen Jahren ist der landeseigene Fonds Athena Burgenland Beteiligungen AG als Kernaktionär an Bord gegangen, der mittlerweile laut Creditreform nur noch 4,4 Prozent hält. Denn die CCG Holding um den Ex-Athena-Manager Christian Gruber, heute Equity & Co, hat diese Rolle mit 23,10 Prozent der Anteile übernommen. Auch die Connexio alternative investment holding ist noch mit 5,51 Prozent an Bord.
Der Rest soll Streubesitz sein. Die Aktie ist heute wertlos. Laut Lielacher ist die Aktie schon zuvor "dreimal gestorben".
Ein erster Konkursantrag ist im Vorjahr vom Landesgericht Eisenstadt, webfreeTV war im Technologiezentrum Eisenstadt angesiedelt, abwiesen worden. "Bereits der erste Konkursantrag war berechtigt", sagt Gregor Breza-Früchtl von Connexio. "Wir sind nach Lielacher eingestiegen. Wir haben dem Unternehmen in Notlage helfen wollen, haben aber mit dem, was Lielacher oder Herr V. gemacht haben, nichts gemein." Der Athena-Fonds soll zumindest 1,5 Millionen Euro mit webfreeTV in den Sand gesetzt haben.
Indes weiß webfreeTV-Aufsichtsratschef Gruber nicht, wie hoch die Verbindlichkeiten sind. "Dass keine Buchhaltung existiert, ist ein Blödsinn", sagt Gruber. "Wir haben die Bilanz 2009 am 10. Juni 2011 in der Hauptversammlung beschlossen und vorläufige Zahlen für 2010 bekommen." Nachsatz: "Die Firma hat immer weniger Umsatz gemacht, das Geld von den früheren Aktionären ist ausgegangen." Am 18. August wurde die Insolvenz eröffnet.