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In der mutmaßlichen Korruptionsaffäre werden Banktransaktionen durchleuchtet.
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Wien. Die mutmaßliche Korruptionsaffäre um den früheren Innenminister und ÖVP-Europaabgeordneten Ernst Strasser erhält neuen Zündstoff.
Nach einem exklusiven Bericht im ORF-"Morgenjournal" am Mittwoch ist es zu einer weiteren Kontoöffnung bei einer Firma des schwarzen Lobbyisten Strasser gekommen. Der besagte Antrag an die kontoführende Bank durch die neu geschaffene Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption (WKStA) in Wien stammt von Mitte Oktober. Im Mittelpunkt soll ein Geldwäscheverdacht stehen.
Unehrenhafter Abschied von Partei- und EU-Mandat
"Es gibt diesen Kontoöffnungsbeschluss für ein Konto der Firma GP, er wurde uns zugestellt, aber der reißt niemanden vom Hocker, denn alle Konten, die mit Strasser und mit seinen Firmen direkt oder indirekt zusammenhängen, wurden geöffnet", sagt Thomas Kralik, der Strafverteidiger des Ex-Ministers zur "Wiener Zeitung". "Die Gesellschaft hat mehrere Geschäftskonten. Es gibt keine Zahlungsflüsse, die nicht nachvollziehbar sind."
Nachsatz: "Es ist nichts dran, mein Mandant bestreitet nach wie vor alle Vorwürfe." Die GP Beteiligungs- und VerwaltungsgmbH firmierte bis vor Kurzem noch unter GP Unternehmensberatungs-gmbH. Seit 30. März 2011 scheint Ernst Strasser als geschäftsführender Alleingesellschafter auf, zuvor hatte sein Steuerberater Gerhard Pircher (GP) die Funktionen treuhändig für ihn übernommen.
Wenige Tage, bevor Ernst Strasser die Agenden seiner Firma GP wieder an sich zog, hatte er unter massivem Druck der Öffentlichkeit und seines damaligen Parteichefs Josef Pröll einen "unehrenhaften Abschied" von Partei und EU-Mandat nehmen müssen. Denn Strasser war von Journalisten der "Sunday Times", die sich als Lobbyisten-Kollegen ausgaben, in einem Video als mutmaßlich bestechlicher und vollmundiger Lobbyist vorgeführt worden.
Anscheinend bei ein paar Gläsern Wein zu viel erklärte der Europamandatar seine angeblichen Lobbyismus-Rezepte und gab dabei als untere Honorarlatte 100.000 Euro an. Demnach bot Strasser seine Dienste bei der Einbringung einer Gesetzesänderung im EU-Parlament feil.
Bis vor kurzem noch lukrative Geschäfte
Die GP Beteiligungs- und VerwaltungsgmbH hat im Jahr 2009 rund 195.800 Euro operativen Gewinn ausgewiesen, das Eigenkapital betrug 425.000 Euro. Zugleich wurden die Barmittel und Bankguthaben mit 436.500 Euro beziffert. Im Jahr davor lag der Kassenstand bei rund 209.800 Euro, der operative Gewinn betrug 196.500 Euro. Aus dem Jahr 2007 wurde ein Gewinn von rund 15.000 auf die Bilanz 2008 vorgetragen.
Dem Vernehmen soll es derzeit eher mau um die Geschäfte Strassers stehen. Er soll zwischen Bad Ischl und Wien pendeln.