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Anzeige der FMA gegen Weninger und sechs Vorstände. | Behörde beruhigt: die Bank sei stabil. | Wien. Die Bawag-Affäre um fehlgeschlagene Spekulationsgeschäfte artet zum Krimi aus. Am Dienstag hat die Staatsanwaltschaft Wien Haftanträge gegen den ehemaligen Chef des maroden US-Brokerhaus Refco, Philip Bennett, und Wolfgang Flöttl eingebracht.
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Als Haftgründe wurden Flucht- und Verabredungsgefahr genannt. Bennett muss sich auch im Oktober vor einem New Yorker Gericht wegen Wertpapierbetrug verantworten. Bei der Staatsanwaltschaft wurde auch Anzeige der Finanzmarktaufsicht (FMA) gegen Bawag-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger und sechs Vorstandsmitglieder eingebracht, nicht alle sind noch bei der Gewerkschaftsbank aktiv.
Die Namen der betroffenen Vorstände wollte Walter Geyer, Sprecher der Staatsanwaltschaft, nicht nennen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die vier am Montag vorzeitig verabschiedeten Vorstände (siehe Grafik) darunter sind. Ihre Verträge wären bis 2008 gelaufen, bei der Aufsichtsratssitzung wurde aber beschlossen, sie mit Ende April vorzeitig aufzulösen.
"Es besteht der Verdacht, dass die Karibik-Geschäfte der Bawag absprachewidrig zu Stande gekommen sind und die Vermögenslage der Bank nicht richtig dargestellt wurde", erklärt Geyer.
Als Koordinatoren der riskanten Geschäfte gelten die Vorstände Christian Büttner und Peter Nakowitz. Beide haben auch die regelmäßigen Kontakte zu Bennett und Flöttl gepflegt. Sie haben mit Ex-Bawag-Chef Johann Zwettler den verlorenen 425-Millionen-Euro-Blitzkredit an Refco im Oktober genehmigt.
Im Zusammenhang mit Refco taucht auch immer wieder der Name Thomas Hackl auf. Dieser war zuerst bei der Bawag Leiter des Treasury und wechselte später zu Refco als Leiter der Vermögensverwaltung. Trotzdem war er laut amerikanischer Finanzbehörde (SEC) bis 2004 für Liechtensteiner Bawag-Firmen Austinvest Anstalt Balzers, Austost Anstalt Schaan und Celeste Trust quasi als Direktor zeichnungsberechtigt.
Später wurde er von Ingrid Winter-Reumann, der Leiterin des Bawag-Beteiligungsmanagements, abgelöst. Hackl wie Winter-Reumann sitzen auch im Verwaltungsrat der Bawag-Tochter Bankhaus Frick & Co in Liechtenstein.
Für die Staatsanwaltschaft ist jedenfalls die Frage zu klären, ob die Bilanz der Bawag tatsächlich sauber ist. Sollten Vermögenswerte falsch angesetzt worden sein, wäre dies ein Verstoß gegen Paragraf 255 des Aktiengesetzes. Für dieses Vergehen ist bis zu ein Jahr Haft vorgesehen.
Ob die Bilanzen wegen der ÖGB-Haftung nachträglich berichtigt werden müssen, hätten Sachverständige zu klären. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass daraus noch steuerliche Forderungen auf die Bawag zukommen. Die FMA beruhigt indes die Sparer, diese müssten keine Sorge um ihre Einlage haben. Die Bank sei sehr stabil.