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Handelsstart in Wien: Richtpreis mit elf Euro je Aktie festgesetzt.
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Wien. Frisches Blut für die Wiener Börse: Ab heute, Freitag, können Anleger Aktien der Österreichischen Staatsdruckerei Holding kaufen. Die neuen Papiere notieren im Handelssegment "Standard Market Auction". Dort wird einmal pro Tag ein Kurs gebildet, der sich nach Angebot und Nachfrage richtet. Zur Orientierung ist für den Handelsstart ein Preis von elf Euro je Aktie festgesetzt worden. Diesen Referenzkurs nannte Vorstandschef Robert Schächter am Donnerstag auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Somit wird das Unternehmen, dessen Grundkapital auf 7,5 Millionen Aktien aufgeteilt ist, beim Börsenstart alles in allem mit 82,5 Millionen Euro bewertet.
Für Wien ist der von der Erste Group begleitete Börsengang der Staatsdruckerei (OeSD) nach dem oberösterreichischen Aluminium-Konzern Amag der zweite in diesem Jahr. Zuvor war der hiesige Markt für Börsengänge wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise jahrelang tot gewesen.
Dass das Umfeld für Aktien angesichts der Staatsschuldenmisere in Europa auch jetzt sehr turbulent ist, "tut nichts zur Sache", erklärt Schächter. Das Hauptmotiv für den Börsengang sei gewesen, zunächst einmal gelistet zu sein. Sollte sich künftig das Fenster für einen Firmenzukauf oder ein technisches Entwicklungsprojekt öffnen, könnte dann in einem weiteren Schritt eine Kapitalerhöhung gestartet werden. Derzeit seiallerdings nichts Konkretes "in der Pipeline", so Schächter.
An der vor zehn Jahren privatisierten Staatsdruckerei, zu der bis 1998 auch die "Wiener Zeitung" gehörte (ehe sie abgespaltet wurde), halten Schächter und sein im Aufsichtsrat sitzender Geschäftspartner Johannes Strohmayer aktuell mit je 47,5 Prozent die Mehrheit. Daneben sind seit kurzem die Mitarbeiter des im Jahr 1804 gegründeten Wiener Traditionsbetriebes über eine Stiftung mit fünf Prozent beteiligt.
Branche gilt als krisenfest
Der Börsengang selbst ging still und leise über die Bühne, weil es kein öffentliches Angebot gab. Ab heute wollen die beiden Haupteigentümer jedoch bis zu fünf Prozent der Anteile - 375.000 Aktien - aus ihren Beständen über den Markt verkaufen. Laut Schächter ist der Zeitraum dabei offen, verkauft werden soll ohne Druck.
Eine große Börsenstory hat die OeSD vorerst nicht zu bieten. Das ehemalige ÖIAG-Unternehmen ist allerdings seit Jahren erfolgreich unterwegs (siehe Kasten). Ein Investment könnte sich lohnen, sagen Analysten. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Staatsdruckerei in einer weitgehend krisenfesten Branche tätig sei. Das Unternehmen produziert nicht nur sämtliche Hochsicherheitsausweise der Republik Österreich (Reisepässe oder Führerscheine), sondern arbeitet auch für Kunden in weltweit mehr als 60 Ländern.
(kmö) Die Österreichische Staatsdruckerei Holding AG, vormals High Security Holding GmbH, gehörte bisher je zur Hälfte der GRT Privatstiftung um Robert Schächter und der G3 Industrie Privatstiftung um Johannes Strohmayer. Der Konzern beschäftigt 147 Mitarbeiter und besteht aus der Österreichischen Staatsdruckerei GmbH, der OeSD International GmbH und OeSD Leasing GmbH. Letztere wurde im Vorjahr um 4,32 Millionen Euro von der MIFIN Beteiligungs AG (Schächter Privatstiftung) und von der Austrian Equities Industriebeteiligungen AG (Privatstiftungen Strohmayers) gekauft. Die Holding weist für das abgelaufene Geschäftsjahr 2010/11 (per Ende März) 38,87 Millionen Euro Umsatz aus, im Jahr zuvor waren es rund drei Millionen mehr. Der Gewinn betrug 5,27 Millionen Euro, 2009/10 waren es 6,61 Millionen Euro. Die Finanzverbindlichkeiten werden mit rund 26 Millionen Euro ausgewiesen, davon entfallen rund 25 Millionen Euro auf Kreditverbindlichkeiten im Zusammenhang mit dem Kauf der Anteile der Österreichischen Staatsdruckerei GmbH im Jahr 2008. "Zur Sicherstellung des Kredites wurden die Anteile an der Österreichischen Staatsdruckerei GmbH an die Kreditinstitute verpfändet", heißt es im Bilanz-Lagebericht. Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen betragen rund neun Millionen Euro. "Da im Geschäftsjahr 2010/11 weniger österreichische Reisepässe ausgegeben wurden, konnte das Rekordergebnis 2009/10 nicht erreicht werden", heißt im Lagebericht. "Die Nachfrage im Segment E-Government war insgesamt sehr gut. Die wesentliche Produktinnovation war die Einführung des Zulassungsscheines im Scheckkartenformat." Weiter heißt es: "Aufgrund von langfristigen Lieferverträgen mit der Republik Österreich und der hohen Kundenzufriedenheit schätzen wir das Absatzrisiko sehr gering ein."
Die Staatsdruckerei in Zahlen