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Erste Group hofft auf Sonderregelung bei Minderheiten. | Nettogewinn im ersten Halbjahr um 4 Prozent gesunken. | Wien. Um einen Krisenpuffer zu haben, hat die Erste Group im Vorjahr 1,22 Milliarden Euro aus dem staatlichen Bankenhilfspaket abgerufen. Vorstandschef Andreas Treichl kann sich inzwischen vorstellen, dieses Geld, für das pro Jahr immerhin 8 Prozent Zinsen zu berappen sind, bereits 2011 allenfalls im Ganzen wieder zurückzuzahlen. Voraussetzung dafür sind jedoch weitere Zugeständnisse bei den künftig strengeren Kapitalvorschriften für Geldinstitute (Basel III).
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"Sobald wir Klarheit über das neue Regelwerk haben, werden wir mit dem Bund in Verhandlungen über die Rückzahlung des Staatskapitals treten", sagte Treichl am Freitag vor Journalisten. Der springende Punkt dabei: Unter dem Basel-III-Regime müsste es eine Ausnahmeregelung geben, die der Ersten erlaubt, bei ihrem Haftungsverbund mit den Bundesländersparkassen deren Kapital so wie bisher dem eigenen in der Konzernbilanz voll zuzurechnen.
Entscheidende Frage
Erst vor wenigen Tagen hat der Baseler Ausschuss seine ursprünglichen Pläne für die künftige Kapitalausstattung der Banken entschärft. Vor allem in der Frage der Anrechnung von Minderheitsanteilen, bei der es für die Erste Group darum geht, ob und wie viel zusätzliches Eigenkapital sie letztlich aufbringen muss.
Nach den früheren Plänen für Basel III hätte eine Neubewertung der Minderheitsanteile an einer Reihe von Sparkassen die Erste Group 2,5 Milliarden Euro Eigenkapital gekostet. Jetzt wäre es zwar eine Milliarde weniger, für Treichl ist das aber "immer noch zu viel".
Trotzdem hält er weitere Kompromisse für realistisch, nachdem nun Bewegung in die Basel-III-Debatte gekommen ist. In Europa gebe es mehrere Banken, die so wie die Erste mit ihrem Haftungsverbund eine ähnliche Konstruktion hätten.
Die endgültigen Pläne für die neuen Kapitalregeln sollen im September auf den Tisch kommen und im November beim G20-Gipfel in Seoul fixiert werden.
Keine Kapitalerhöhung
Mit Blick sowohl auf Basel III als auch auf eine mögliche Rückzahlung der Staatshilfe bereits im kommenden Jahr hat Treichl am Freitag eine Kapitalerhöhung definitiv ausgeschlossen. Er sei überzeugt, dass die Gruppe stark genug sei. Gegenüber Ende 2009 konnte die Erste Group, die den jüngst europaweit durchgeführten Banken-Stresstest ohne Probleme bestanden hat, ihre Kapitalquote (bezogen auf das Gesamtrisiko) von 8,3 auf 8,6 Prozent verbessern. In absoluten Zahlen verfügt sie über ein Kernkapital in Höhe von 16,5 Milliarden Euro (nach 16,1 Milliarden Ende 2009).
Im ersten Halbjahr hat die mit Zentral- und Osteuropa stark verflochtene Bank ihren Betriebsgewinn um 12 Prozent auf 1,99 Milliarden Euro gesteigert. Wegen höherer Kreditrisikokosten fiel das Ergebnis unterm Strich mit 471,9 Millionen Euro jedoch um 4 Prozent schwächer aus. Bis auf die Ukraine und Serbien schrieb die Erste überall Gewinne.