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Raiffeisen muss 1,75 Milliarden für Rückzahlung an Republik auftreiben.
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Wien. Raiffeisens Spitzengremien sollen sich darauf verständigt haben, das staatliche Partizipationskapital von 1,75 Milliarden Euro bis 2015 zurückzuzahlen, wenn sich das Marktumfeld nicht wieder verschlechtert. Grund dafür ist, dass sich 2015 die Verzinsung dieses Staatskapitals deutlich erhöhen würde, und man nicht gewillt sei, dies in Kauf zu nehmen, sagte ein Insider zur "Wiener Zeitung". Kapital ist aber wertvoll, und es muss danach von privater Seite aufgefüllt werden.
Offiziell ist dazu von der Raiffeisen Zentralbank (RZB) nichts zu erfahren. Banker glauben jedoch an zwei Szenarien: Die RZB verringert ihren knapp 80-prozentigen Anteil an der Raiffeisen Bank International (RBI) deutlich. "Eine Hauptversammlung dominiert man mit 25 Prozent aufwärts", sagte ein Investmentbanker, "dazu braucht man nicht 80 Prozent." Um dies zu ermöglichen, müsste der Aktienkurs von derzeit 26 bis 27 Euro aber deutlich steigen. Zu diesem Kurs ist die RBI bloß 5,2 Milliarden Euro wert. Zu diesem Preis wird es also schwierig.
Die zweite Möglichkeit ist, die RZB von Kapitalbindungen zu befreien - etwa durch den Verkauf "schwerer Beteiligungen" wie der Uniqa. Die bereitet ohnehin eine große Kapitalerhöhung vor. Die RZB hält derzeit 45 Prozent an dem Versicherungskonzern, allerdings haben sich derartige "Allfinanz-Konzepte" überlebt. So kooperieren etwa Erste Bank und Vienna Insurance Group ("Städtische") problemlos ohne Kapitalverschränkung miteinander.
Künftig wird’s deutlich teurer
Dass die Republik Raiffeisen im Jahr 2009 - zum Höhepunkt der Finanzkrise - mit einer Kapitalhilfe unter die Arme griff, war für sie bisher ein recht ordentliches Geschäft. Alles in allem hat sie dafür 560 Millionen Euro an Dividenden für die vergangenen vier Jahre kassiert (schon inklusive der Zahlung für 2012, die im Sommer erfolgt). Davon konnte der Bund etwa die Hälfte als Gewinn verbuchen, weil er sich für das zugeschossene Kapital am Markt verschulden musste und Zinsen zu bedienen hat.
Für 2013 muss Raiffeisen so wie bisher acht Prozent zahlen - 140 Millionen Euro. Ab 2014 wird es dann jedoch mit jedem Jahr, in dem das Staatskapital noch behalten wird, teurer: zunächst um einen halben Prozentpunkt, 2015 um nochmals einen halben Prozentpunkt, 2016 dann um 0,75 Prozentpunkte und in den Folgejahren um jeweils einen Prozentpunkt. Zur Illustrierung: Künftig würde jeder Prozentpunkt mehr Raiffeisen pro Jahr zusätzlich 17,5 Millionen Euro kosten.
Die Erste Bank hat beim Bund 2009 ebenfalls eine Kapitalhilfe (1,224 Milliarden Euro) abgerufen und dafür bisher knapp 392 Millionen Euro an Dividenden bezahlt (acht Prozent pro Jahr). Sie will das Kapital vorerst noch behalten. Die Bawag indes - Ende 2009 erhielt sie 550 Millionen Euro - will zur Jahresmitte damit beginnen, das Staatskapital schrittweise zurückzuzahlen (zunächst 50 Millionen). Von ihr hat der Bund bisher 179 Millionen Euro an Dividenden bekommen. Mit 9,3 Prozent muss die Bawag wesentlich mehr zahlen als Raiffeisen und Erste.