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"Obwohl wir bereits 85% unseres Stroms zu offenen Marktbedingungen verkaufen, haben wir die Absatzerlöse um gut ein Fünftel gesteigert, das Betriebsergebnis gehalten und den Nachsteuergewinn um fast 50% erhöht.¨ - Verbund-Vorstandssprecher Hans Haider fasste die Bilanz des 1. Halbjahres 2001 am Dienstag durchaus zufrieden zusammen. Vertriebsvorstand Hannes Sereinig, der über eine Steigerung des Auslandsabsatzes um gut 70% auf inzwischen mehr als die Hälfte des Gesamtabsatzes berichtete, sieht die Probleme der Marktöffnung bewältigt: "Wir haben das Tal der Tränen hinter uns".
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Trotz sinkender Margen konnten die Stromerlöse um 20,7% auf 583 Mill. Euro gesteigert werden, wobei vor allem das Auslandsgeschäft erneut kräftig um 101,3% wuchs. Dieses Wachstum, bessere Großhandespreise, ein um 12% reduzierter Personalaufwand - bei neuerlich um 10% auf nunmehr knapp über 3.000 geschrumpfter Belegschaft - und ein deutlich besseres Finanzergebnis ergaben unter dem Strich ein Plus beim Vorsteuergewinn von 52,7% auf 93,7 Mill. Euro, nach Steuern ein Plus von 47,4% auf 63,5 Mill. Euro und beim Konzernergebnis nach Minderheiten mit 62,2 Mill. Euro um 74,6% mehr - ein "sehr, sehr zufriedenstellendes Ergebnis", so Finanzvorstand Michael Pistauer, der darüber hinaus besonders den Schuldenabbau im Konzern hervorhob, der heuer insgesamt an die 7 Mrd. Schilling ausmachen wird.
Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet der Verkauf der Anteile an der EVN, für die bisher rund 2,4 Mrd. Schilling geflossen sind. Das restliche Drittel wird Ende 2002 wirksam, wenn der Syndikatsvertrag zwischen Verbund, steirischer EStAG und Energie AG Oberösterreich ausläuft, die zusammen rund 27% an der EVN halten. Die EVN-Anteile sind derzeit bei einer Investmentbank "zwischengeparkt".
Eine deutliche Verbesserung des Cash-Flow und der EBIT-Margen erwartet der Verbund innerhalb von drei Jahren von der European Hydro Power (EHP), der künftigen gemeinsamen Wasserkraft-Tochter von Verbund und dem deutschen Energieriesen E.ON. Die EHP, an der Verbund rund 63% und E.ON rund 37% halten soll, wird voll in der Verbund-Bilanz konsolidiert.
Die für heute, Mittwoch, aus Brüssel erwartete Genehmigung der stranded costs für die heimische E-Wirtschaft bezeichnete Haider als "durchaus angenehme Nachricht". Dem von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein angekündigten innerösterreichischen Prüfverfahren sehe man gelassen entgegen. Die heimische E-Wirtschaft hat in Brüssel insgesamt 8,1 Mrd. Schilling (589 Mill. Euro) an stranded costs angemeldet. Davon entfallen 1,8 Mrd. Schilling auf das Kohlekraftwerk Voitsberg, der Rest auf Wasserkraftwerke, vor allem Freudenau, aber auch einige Kraftwerke an Salzach und Drau. Sollte Brüssel die 8,1 Mrd. Schilling genehmigen, will Bartenstein bei der Wasserkraft nach Vorliegen eines Gutachtens über die Gewährung in Österreich entscheiden. Bartenstein ließ vorerst von einer "Nulllösung" bis zur Maximalvariante alles offen.
Vor einer "exzessiven" Ausnützung der erwarteten stranded costs-Ermächtigung in Österreich warnte unterdessen bereits der Wiener Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder: "Es darf nicht sein, dass der österreichische Stromkunde die volle Zeche für unrentabel gewordene Investitionen zahlt und so um die Vorteile der Marktliberalisierung gebracht wird". Absolutes Unverständnis äußerte Rieder für Pläne, die Kosten nicht gleichmäßig aufzuteilen, sondern die "Stromverteuerung auf die Konsumenten im Osten Österreichs zu konzentrieren", weil dort mehr Verbund-Strom abgenommen worden ist.
Deutlich betroffen von einer Nicht-Gewährung wäre nach Worten von Haider die Verbund-Wasserkraft-Tochter Austrian Hydro Power (AHP), deren Eigenkapitalquote von derzeit 15% auf 4% "zusammenbrechen" würde: "Das wäre dann ein Fall für das Unternehmensreorganisationsgesetz". Auch die Eigenkapitalquote des gesamten Verbund-Konzerns sei ohnehin mit 17,3% im 1. Halbjahr 2001 (nach 15,2% im Vorjahr) nicht "atemberaubend".