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Stadlober noch nicht in der Präsidenten-Rolle

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Wie schwierig der Job des ÖSV-Präsidenten eigentlich ist, der davor mehr als drei Dekaden von Peter Schröcksnadel durch alle Höhen und Tiefen ausgefüllt wurde, zeigt uns gerade dessen Nachfolgerin Roswitha Stadlober. Die mit vielen Vorschusslorbeeren ausgestattete erste Frau an der Spitze des wohl wichtigsten heimischen Sportverbandes agiert dieser Tage nämlich nicht wirklich trittsicher. Als sie sich etwa vier Tage nach Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine noch ernsthaft dafür aussprach, russische Sportler unter neutraler Flagge weiter starten zu lassen; dies tat sie wenige Stunden, nachdem sogar die russophile Fifa (nach IOC-Empfehlung) tabula rasa gemacht und also einen Totalausschluss durchgesetzt hatte. Erst am Morgen danach dämmerte Stadlober ihr schwerwiegender Fauxpas - und sie machte einen Rückzieher.

Doch auch die trotz formidabler Olympia-Ausbeute durchaus nachvollziehbaren Posten-Umbesetzungen für die neue Saison laufen nicht friktionsfrei: Der Abgang von Herrenchef Andreas Puelacher wurde so miserabel kommuniziert, dass Spekulationen aufkamen, wonach es ÖSV-intern ein Hauen und Stechen geben müsse. Dass dann zeitgleich der Abschied von Ex-Hirscher-Sprecher Stefan Illek publik wurde, der vielleicht einzige Kommunikationsvollprofi im ÖSV, lässt ebenso nichts Gutes erahnen. Und schon liegt das nächste Fettnäpfchen für das Ex-Slalom-Ass parat: Stadlober will ja bekanntlich die nach zahlreichen Dopingaffären ausgegliederte Langlaufsparte wieder eingliedern - nach der Olympia-Bronzenen ihrer Tochter Teresa durchaus nachvollziehbar. Allerdings soll als Gesamtkoordinator just Ehemann Alois fungieren, den die Aufgabe laut "Kurier" "reizen" würde. So sehr dessen Kompetenz unbestritten ist, bei so viel "Family Business" stellt es jedem Compliance-Beauftragten die Haare auf.

Und last but not least irritierte die neue Präsidentin jüngst auch bei einem Auftritt bei "Gute Nacht Österreich": Unter Schröcksnadel habe es eine "kleine Diktatur" im ÖSV gegeben, meinte sie zu diesem. Ganz ohne Satire. Dem gefror dabei das Lachen. Und man kann es gut verstehen.