Mit der europaweiten Ausschreibung für einen neuen Cobenzl-Pächter möchte die zuständige Stadträtin Ulli Sima ein neues Kapitel aufschlagen. Doch das alte ist noch gar nicht beendet.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Der Reset-Knopf für den Neustart des Schloss Cobenzl ist gedrückt. Jedenfalls im Wiener Rathaus. Dort wurde Ende Jänner offiziell der Startschuss für die Interessentensuche für das Café-Restaurant und das Schloss Cobenzl gegeben.
"Wir wollen ein zeitgemäßes Lokal, ein Kaffeehaus und einen Ort, wo Veranstaltungen wie Hochzeiten stattfinden können. Wir möchten eine moderne Gastronomie", sagt SPÖ-Stadträtin Ulli Sima, die betont, dass sie ein neues Kapitel aufschlagen möchte. Die Errichtung eines Hotels sowie eine Beteiligung der Stadt schließt Sima aus. "Ein Schwerpunkt wird auf dem Wiener Wein liegen. Das Schloss Cobenzl soll auf das Niveau des angrenzenden Weingutes Cobenzl gebracht werden", so Sima, die gemeinsam mit dem Architekten Albert Wimmer die Details des dreistufigen Auswahlverfahrens präsentiert.
Die Ausschreibung erfolgt europaweit - mit Fokus auf den deutschsprachigen Raum. "Jeder kann sich bewerben, nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Kooperationen. Es werden Bonität, Verlässlichkeit, Berechtigungen sowie die Qualität der Referenzprojekte geprüft", erläutert Architekt Albert Wimmer. Nach der Bewerbungsphase, die Mitte März endet, wählt die Jury unter dem Vorsitz von Albert Wimmer fünf potenzielle Interessenten aus. Diese müssen bis Mitte April ein detailliertes Konzept über die Gesamtnutzung von Schloss Cobenzl vorlegen.
Die Jury besteht aus Vertretern des Forstamt Wiens, des Wien Tourismus sowie aus Gastrokennern, Stadtplanern und weiteren Experten, die je nach Bedarf hinzugezogen werden können. Die Entscheidung, wer als Sieger aus dem dreistufigen Verfahren hervorgehen wird, fällt im Sommer. "Mit dem Sieger wird dann ein gemeinsames Architekturkonzept ausgearbeitet", erklärt Architekt Wimmer. Mit welchen Investitionskosten ein zukünftiger Pächter rechnen muss, wird weder von Stadträtin Sima noch von Wimmer beziffert.
Das Gebäude steht nichtunter Denkmalschutz
Der Vertrag mit dem zukünftigen Pächter wird befristet sein, jedoch auf einen längeren Zeitraum. "Auch eine Befristung schützt vor rechtlichen Problemen nicht", sagt Stadträtin Sima und meint damit die Causa "Copa Cagrana", die einen fünfjährigen Rechtsstreit mit dem damaligen Pächter nach sich zog.
Offen steht auch noch, ob alle vier Gebäude des Schloss Cobenzl erhalten bleiben oder ob Teile davon abgerissen werden müssen. "Wir können dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten, da wir bis jetzt keine Möglichkeit hatten, die zahlreichen Nebengebäude zu besichtigen. Das muss man sich dann im Detail ansehen", sagt SPÖ-Stadträtin Ulli Sima. Fakt ist, weder das Café-Restaurant noch die vier Nebengebäude, die sich auf dem einem Hektar großen Areal befinden, stehen unter Denkmalschutz.
Das ursprüngliche Schloss wurde 1966 abgerissen. Das Café-Restaurant Cobenzl, das 1952 errichtet wurde, brannte 1980 bis auf die Grundmauern ab - die "Wiener Zeitung" hat berichtet. Da frühestens 2019 mit einem Neustart des Schloss Cobenzl zu rechnen ist, ist ab Mai eine Zwischennutzung geplant. "Das hat sich bereits auf der Copa Cagrana bewährt. Was es geben wird, oder wer das machen wird, ist noch offen. Wir denken in Richtung Kaffeehaus, aber auch in Richtung regionale Spezialitäten", sagt Stadträtin Sima.
Die Zwangsräumung für den alten Pächter steht kurz bevor
Wie berichtet, geht die Causa rund um Schloss Cobenzl nach einem vierjährigen Gerichtsverfahren ins Finale, der jetzige Pächter Olaf Auer steht vor einer Zwangsräumung. Ende 2016 hätte Auer das Schloss räumen sollen, da er sich weigert, hat die Stadt Mitte Jänner beim zuständigen Bezirksgericht Döbling eine Zwangsräumung beantragt. "Ich gehe davon aus, dass die Zwangsräumung im ersten Quartal dieses Jahres satt findet", sagt Sima. Auer muss auch die Gerichtskosten, die sich laut dem zuständigen Forstdirektor Andreas Januskovecz auf 100.000 Euro belaufen, begleichen.
Die Stadt kündigte 2012den Pachtvertrag
Die Vorgeschichte: Ende 2012 hat die Stadt Wien den unbefristeten Pachtvertrag unter Einhaltung einer einjährigen Kündigungsfrist gekündigt und Eigenbedarf angemeldet. Olaf Auer, der vor 34 Jahren das Café-Restaurant und das Schloss Cobenzl "aus Schutt und Asche gehoben" hat, wie er betont und laut eigenen Angaben rund 2,5 Millionen Euro investiert hat, hat das Feld jedoch nicht geräumt. Eine Klagewelle und ein jahrelanger Rechtsstreit folgten. Korrespondiert wird nur zwischen den Anwälten der beiden Parteien.
2015 reichte die Stadt eine Räumungsklage am Bezirksgericht Innere Stadt ein. Zwei Urteile später - beide hat die Stadt gewonnen - ist Olaf Auer in Revision gegangen, das letzte Rechtsmittel, das Auer ausschöpfen konnte. Ende Dezember 2016 hat das Höchstgericht entschieden und der Räumungsklage der Stadt Recht gegeben.
Freiwillig wird Auer das Schloss Cobenzl nicht räumen, wie es scheint. "Ich habe jede Bewilligung, weiterhin Kaffee oder ein Wiener Schnitzel zu verkaufen kann", sagt Olaf Auer im Interview mit der "Wiener Zeitung". Mit viel Herzblut habe er das Schloss Cobenzl Anfang der 1980er Jahre aufgebaut, sagt Auer, der von "Mobbing" spricht. "Es geht hier um eine ganz große Schweinerei. Sie wollen mir beinhart alles wegnehmen", so Auer, der einmal mehr meint: "Ich bleibe bis zum Schluss.