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Die Corona-Zahlen für die Bezirke werden von der Stadtregierung geheim gehalten. Es gibt mehr Personal nach Kritik an Chaos um Tests.
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Ein Dutzend Mitarbeiter eines Dienstleistungsunternehmens sowie Familienangehörige und Freunde warteten am Montag bereits seit Tagen auf Corona-Testergebnisse. Einer Mutter ging es ebenso. Schulen beklagen, dass sie von Gesundheitsbehörden bei Corona-Verdachtsfällen allein gelassen wurden. Betroffene von Corona-Verdachtsfällen schildern der "Wiener Zeitung", dass in Wien die Bemühungen, eine Ausbreitung der Erkrankungen zu verhindern, eher chaotisch und mit langen Wartezeiten ablaufen.
Die rot-grün regierte Stadt Wien reagiert nun auf die wachsende Kritik, nachdem Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in der "ZiB 2" in der Vorwoche längeres Warten noch als Ausnahmefall wegen vermehrter Corona-Tests gewertet hatte. Der Umgang mit Corona-Tests und die Nachverfolgung von Kontaktpersonen sollen verbessert werden. Es wird noch mehr Personal geschult und eingesetzt. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kündigte via ORF Wien außerdem innerhalb von zwei bis drei Wochen eine Umstellung auf Gurgeltests, die rasche Ergebnisse bringen, an.
Einfluss auf Wien-Wahl
Die Aktivitäten der Stadt Wien im Kampf gegen eine weitere Corona-Ausbreitung ist von der Gemeinderatswahl am 11. Oktober geprägt. Unbestreitbar ist, dass Wien in Österreich ein Brennpunkt für den Corona-Anstieg ist. Am Montag verzeichnete das Innenministerium bundesweit 382 neue Fälle, die meisten gab es mit 163 wieder in Wien. Niederösterreich (60) und Oberösterreich (58) kamen nicht einmal zusammengerechnet auf so viele Fälle.
Bemerkenswert ist aber vor allem das Faktum, dass Wien im Gegensatz zu den anderen Bundesländern offiziell keine Corona-Zahlen für die einzelnen Bezirke bekannt gibt, sondern – so gut es geht – ein Versteckspiel damit veranstaltet. Allerdings sickern dennoch Daten durch. So lag Ende der Vorwoche die Leopoldstadt beim Wert der vergangenen sieben Tage mit insgesamt 213 Fällen und 201 Fällen pro 100.000 Einwohnern bei den 23 Bezirken voran. Dahinter folgte die Josefstadt, wo deutlich weniger Menschen wohnen, aber 152 Corona-Fälle auf 100.00 Einwohner kamen. Die wenigsten Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner wurden mit 26 in Hietzing verzeichnet, wie die "Wiener Zeitung" in Erfahrung bringen konnte.
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Auf die Frage, warum Wien die Corona-Zahlen für die Bezirke geheim hält, meint der Sprecher des Corona-Krisenstabes, Andreas Huber, dies sei für die Gesundheitsbehörde "nicht zielführend". Denn in Wien seien die Leute zwischen den Bezirken mobiler.
Dem Einwand, dass zwar Schüler und Arbeitnehmer Bezirken mit besonders hohen Corona-Zahlen nicht ausweichen können, Wiener sehr wohl aber entscheiden könnten, ob sie in der Leopoldstadt oder in einem Bezirk mit deutlich weniger Corona-Fällen etwa ein Lokal besuchen, wurde mit dem Hinweis begegnet, das Risiko sei in allen Lokalen gleich.
Die Nicht-Bekanntgabe der Wiener Corona-Zahlen sei eine Entscheidung des Krisenstabs schon zu Beginn der Corona-Krise im März gewesen, erläuterte Huber. Im Büro Hacker wurde mit Hinweis auf diese einstimmige Entscheidung der Vorwurf zurückgewiesen, man wolle vor der Wien-Wahl das Ausmaß des Corona-Risikos in Wien "vertuschen".
Kontakt über MA 70
Am Nachmittag war im Büro Hacker dann zu erfahren: In Wiener Schulen wurden seit Schulbeginn 70 Corona-Fälle verzeichnet, davon 55 Schüler, sechs Lehrerinnen und Lehrer sowie neun Verwaltungsmitarbeiter. Niederösterreich meldete 31 Fälle an Schulen.
Der Krisenstab stellte nach dem Bericht "Formularwahn und Testverzug lähmen Schulen" in der "Wiener Zeitung" am Samstag außerdem klar, die MA 15 - Gesundheitsdienst sei die zuständige Behörde. Die MA 70 - Berufsrettung unterstütze die MA 15 in der Abwicklung in einigen Bereichen. Für bei Corona-Verdacht leidgeprüfte Schulleiter erfolgt in Wien, wie völlig korrekt berichtet, aber der Kontakt über einen Verbindungsoffizier der Berufsrettung. Das belegen Formularvorgaben und Berichte Betroffener.