Zum Hauptinhalt springen

Stadt Wien will mehr Rechte für homosexuelle Eltern

Von Katharina Schmidt

Politik
Nicht auf das Geschlecht der Eltern kommt es an, sondern auf die Geborgenheit, die sie dem Kind geben. corbis
© © © Tom & Dee Ann McCarthy/Corbis

Frauenberger: "Kinderwunsch Homosexueller bisher ignoriert."


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Barbara ist 30 Jahre alt und Mutter eines knapp zweijährigen Sohnes. Daran ist zunächst einmal nichts Außergewöhnliches. Wenn der Kleine aber einen Unfall hat, darf Barbara nicht entscheiden, ob und wie er behandelt wird. Wenn er später einen blauen Brief von der Schule mit heimbringt, darf sie ihn nicht unterschreiben. Barbara hat kein Sorgerecht für ihren Sohn. Denn er ist das leibliche Kind ihrer Lebensgefährtin - sein Papa ist ein schwuler Freund der beiden. Der Kleine hat also drei Elternteile, sieht seinen Vater auch regelmäßig - das Sorgerecht liegt aber bei der leiblichen Mutter.

Der Grund für diese komplizierte Konstruktion liegt in der aktuellen Gesetzeslage, die es homosexuellen Paaren verunmöglicht, das gemeinsame Sorgerecht für Kinder zu bekommen. Denn nach zähem Ringen zwischen SPÖ und ÖVP wurde zwar mit Anfang 2010 homosexuellen Paaren ermöglicht, ihre Beziehung mit einer eingetragenen Partnerschaft auf eine eheähnliche Grundlage zu stellen. Der Kinderwunsch schwuler und lesbischer Paare sei da aber "ignoriert" worden, erklärte die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger bei einer Fachkonferenz zum Thema Regenbogenfamilien. Sie "bedauert zutiefst", dass es hier keine politische Einigung gegeben hat und ein großer Teil der Lebensrealität homosexueller Paare ausgeklammert worden sei. Noch im November wird die Wiener SPÖ gemeinsam mit den Grünen einen Resolutionsantrag an die Bundesregierung einbringen, in dem diese aufgefordert wird, die Fremd- und Stiefkindadoption (also die Adoption des Kindes des Partners) für eingetragene Partner zu öffnen. Außerdem müssten auch alleinstehende Frauen und eingetragenen Partner die Möglichkeit zu medizinisch unterstützter Fortpflanzung haben. Schließlich soll auch die Ehe für gleichgeschlechtliche Partner möglich sein.

Karl will "diskutieren"

Unterstützung erhofft sich Frauenberger nicht nur von der Bundes-SPÖ, sondern auch von ÖVP-Justizministerin Beatrix Karl. In deren Büro heißt es, über dieses "Thema muss man prinzipiell diskutieren". Als Abrücken der Volkspartei von ihrer bisher starren Haltung in dieser Frage will Karls Sprecher dies aber nicht verstanden wissen.

Seit 15 Jahren wirbt Wien um gleichgeschlechtliche Pflegeeltern. Klar sei, dass es kaum Unterschiede macht, ob Kinder von gleich- oder verschiedengeschlechtlichen Paaren großgezogen werden, so der Kölner Psychologe Dominic Frohn. Studien hätten ergeben, dass Kinder aus Regenbogenfamilien zwar recht oft in der Schule gehänselt werden, damit aber auch besser umgehen können, weil sie durch die Diskriminierungserfahrung der Eltern bessere Strategien entwickelt hätten, damit umzugehen. Wichtig für die Entwicklung der Kinder sei generell nur ein liebevolles und wertschätzendes Umfeld und eine gute Beziehung zwischen den Eltern, so Frohn.

Barbara wünscht sich jedenfalls, dass sie dieselben Rechte bekommt wie ihre Lebensgefährtin. "Denn die derzeitige Gesetzeslage macht unseren Sohn ein bisschen rechtlos", sagt sie.