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Für Geyer vorerst kein Durchhänger im Osten in Sicht. | Belastungen aus Lehman-Insolvenz "bereits verarbeitet". | Wien. Städtische-Chef Günter Geyer sieht das Geschäft seines Hauses trotz Finanzkrise nach wie vor kaum in Mitleidenschaft gezogen. An seiner Gewinn-Prognose für 2008 hält er denn auch fest: Demnach soll das Ergebnis vor Steuern wie geplant von 437 auf 540 Mio. Euro gesteigert werden. Die Dividende soll mit 1,10 Euro je Aktie zumindest stabil bleiben.
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"In Osteuropa zeigen die Zahlen der letzten Wochen keine Veränderung im Massengeschäft", erklärt Geyer zu den Gründen, warum er sein bisheriges Gewinnziel weiter verfolgt. Der europäische Osten, den manche Experten wegen der Krise inzwischen zur riskanten Region erklärt haben, ist für die Wiener Städtische seit Jahren der Wachstumsmarkt schlechthin - und beim Ertrag die Butter aufs Brot.
Ganz ungeschoren lässt die Krise Österreichs größte Versicherung freilich nicht. Da und dort sind im Konzern sehr wohl Schrammen zu beklagen, wie Geyer am Dienstag vor der Presse einräumte. So etwa durch die jüngste Börsentalfahrt, womit der Wert der Beteiligungen stark geschmälert wurde. Die Städtische hält zahlreiche Beteiligungen - zum Beispiel an der Voestalpine und der AUA.
Daneben ist der Konzern, der international neuerdings unter dem Namen "Vienna Insurance Group" auftritt, mit 50 bis 60 Mio. Euro von der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers betroffen. Und mit 20 bis 25 Mio. Euro hat die Städtische auch ein Island-Risiko in ihren Büchern. "Aber das alles haben wir bereits verarbeitet und in den stillen Reserven berücksichtigt", sagt Geyer. Diese hätten zuletzt 2,9 Mrd. Euro betragen.
Bank-Know-how nutzen
In Gesprächen ist die Städtische mit ihrem Vertriebspartner Erste Bank, inwieweit künftig auch bei Veranlagungen Vorteile aus der auf Jahrzehnte ausgelegten Kooperation gezogen werden können. Dabei gehe es um das Know-how der Bank in diesem Bereich, nicht um eine Fusion der Fondsgesellschaften beider Häuser, so Geyer.
Bei der Wüstenrot-Versicherung, wo sich die Städtische von ihrem 31-Prozent-Anteil trennen will, sind die Gespräche mit der Wüstenrot-Holding (hält die Mehrheit und hat ein Vorkaufsrecht) vorerst bis auf weiteres ausgesetzt. Geyer: "Für uns ist der Verkauf keine dringende Sache."
Von einem Aufschub der AUA-Privatisierung, der angesichts der Finanzkrise zuletzt mancherorts gefordert wurde, hält der Städtische-Chef nichts: "Es gibt einen festgelegten Termin (bis 28. Oktober) - und wenn die Zeit reicht, die beste Wahl zu treffen, ist es okay." Aus seiner Sicht wäre eine Verschiebung nur bei einer schlechten Partnerauswahl sinnvoll - oder bei einem zu tiefen Preis. An der AUA hält die Städtische rund 1,4 Prozent.