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Knapp ein Fünftel mehr Prämie kassiert. | Konzern-Gewinn ein Drittel höher. | Bisher Schäden von 25 Mio. Euro nach dem Orkan "Kyrill" gemeldet. | Wien. Teure Schäden durch Schneedruck und Hochwasser - 2006 machten sie etwa 100 Mio. Euro aus - hat die Wiener Städtische offenbar locker wegstecken können. Beim Ergebnis fiel die größte heimische Versicherungsgruppe auch im vergangenen Jahr auf die Butterseite. Mit einem Vorsteuergewinn von 315 bis 320 Mio. Euro wurde nach vorläufigen Zahlen ein üppiges Plus von mehr als 30 Prozent eingefahren.
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Stolz verkündete Günter Geyer - als Chef der Städtischen sonst stets auf Understatement bedacht - Dienstag bei der Bilanzpräsentation: "Ein gutes neues Versicherungsjahr beginnt mit einem hervorragenden Jahresabschluss."
Ebenso wie Geyer dürfen sich auch die Aktionäre die Hände reiben: Ihnen stellt der Konzern-Chef eine gut ein Fünftel höhere Dividende - 80 (nach 66) Cent pro Aktie - in Aussicht.
Der "Sprit für den Wachstumsmotor" der Städtischen kam einmal mehr von den Töchtern in Osteuropa, auf die 2006 bereits knapp 40 Prozent des Gesamt-Prämienvolumens entfiel und ungefähr ein Drittel des Konzern-Gewinns.
In Summe hat die Städtische mit 6,12 Mrd. Euro um 17 Prozent mehr Prämien eingenommen. Damit konnte erstmals die Sechs-Milliarden-Hürde übersprungen werden. Zuwächse, teilweise zweistellig (vor allem im Ostgeschäft), verbuchten alle Versicherungssparten.
In Österreich fiel das Prämien-Aufkommen mit 3,57 Mrd. Euro um 7,8 Prozent höher aus. Fachleute sprechen von einer beachtlichen Steigerung - zumal der inländische Markt als weitgehend gesättigt gilt.
"Kleiner Edelstein"
Noch stärker - um 40,8 Prozent auf 2,31 Mrd. Euro - wuchsen die Prämieneinnahmen in den aufstrebenden osteuropäischen Märkten. Besondere Freude hat Geyer mit den polnischen Töchtern, die er als "kleinen Edelstein in unserem Brillantring" bezeichnet. In Polen haben sich die Prämien nahezu verfünffacht. Um durch Heben von Synergien die Gewinne dort bis 2009 von 6,5 auf 22 Mio. Euro hochzuschrauben, wird die Städtische die Back-Offices der sechs Polen-Töchter zu einer Einheit bündeln.
Offen ist Geyer für weitere Zukäufe im Osten. Vom Erlös aus der vor gut einem Jahr durchgeführten Kapitalerhöhung - sie war rund eine Milliarde Euro schwer - hat die Städtische bisher mehr als 500 Millionen ausgegeben. Laut Geyer könnten für Akquisitionen "noch ein paar hundert Millionen" eingesetzt werden. Geprüft wird gerade ein Zukauf in der Ukraine. Weitere Projekte sind vorerst nicht am Plan. "In Ungarn wären wir gerne an etwas dran, da bietet sich derzeit aber nichts. Und in Rumänien und Bulgarien sind wir schon sehr stark, das müsste etwas Besonderes sein", so Geyer.
In Osteuropa ist die Städtische zurzeit die Nummer zwei. "Der Abstand zur Allianz schwindet aber", deutet Geyer eine künftige Wachablöse an der Spitze an.
Den Konzern-Gewinn vor Steuern will der Städtische-Chef heuer auf rund 370 Mio. Euro steigern. Der Orkan "Kyrill", der vor wenigen Tagen europaweit eine Spur der Verwüstung zog, werde das Ergebnis jedenfalls nicht verblasen. "Der Schaden wird in unserer Bilanz nicht besonders auffallen", sagt Geyers Vize Karl Fink. In Österreich seien bisher 10.000 Schadenfälle gemeldet worden, im Ausland 15.000. "Es wird aber sicher noch Nachmeldungen geben." Das vorläufige Ausmaß der Schäden beziffert Fink mit rund 25 Mio. Euro brutto (für die Städtische).
Bund soll einspringen
Zur laufenden Debatte über einen ausreichenden Versicherungsschutz bei Naturkatastrophen meint Geyer, eine Pflichtversicherung sei "nicht sinnvoll". Die Städtische befürworte eine Haftung der öffentlichen Hand ab einer bestimmten Schadenhöhe.
Im Katastrophenfall sollten Zahlungen von staatlicher Seite nicht an eine private Versicherung gekoppelt sein. Wichtig sei jedoch, dass jemand, der privat versichert ist, nicht diskriminiert werde, so Geyer. Einspringen sollte der Staat ab 500 Mio. Euro Schaden.
Eine Versicherung gegen Naturkatastrophen könnte etwa in die Feuerversicherung eingebunden werden, sie könnte aber auch gesondert angeboten werden. Besonders wichtig sei dabei eine "Paketlösung".