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Größter heimischer Versicherer steigerte Gewinn auch 2008. | Aber: Mitbewerber wuchsen stärker. | Die Wiener Städtische (Vienna Insurance Group, VIG) setzt ihren Siegeszug - sowohl in Österreich als auch in Osteuropa - fort. Vor allem was die Ertragskraft betrifft, können ihre heimischen Konkurrenten derzeit nicht mithalten. Während bei Uniqa, Generali und Allianz die Gewinne in Österreich im vergangenen Jahr eingebrochen sind, konnte die VIG zulegen.
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Die Uniqa weist im Österreich-Geschäft beim Jahresergebnis sogar einen Verlust von 5 Millionen Euro aus. Bei der Generali steht zwar ein Gewinn von 94 Millionen Euro in den Büchern, aber nur wegen eines Sondereffekts von 147 Millionen (zweite Tranche für das konzernintern abgegebene Ostgeschäft).
Veranlagungspolitik
Selbst bei den Finanzergebnissen zeigt sich, dass die VIG eine eher konservative Veranlagungspolitik gefahren ist. Deshalb mussten "nur" 70 Millionen Euro abgeschrieben werden, während die Uniqa um 320 Millionen korrigieren musste.
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Ein Vergleich mit den Zahlen aus dem Jahr 2007 ist freilich nur bedingt möglich. Bei der Uniqa gab es 2007 einen Sondereffekt aus dem Teilverkauf ihrer Strabag-Beteiligung, der mit 177 Millionen Euro zu Buche schlug. Bei der Generali war in der Bilanz 2007 ein Betrag von 650 Millionen Euro durch die Abgabe des Ostgeschäfts erfolgswirksam.
Unter dem Strich bleibt, dass die VIG die Nase weit vorne hat, auch wenn es im Konzern zu einigen Veränderungen kam. Die Sparkassenversicherung (Marktanteil 2008: 5,5 Prozent) wurde zur Gänze übernommen, im Gegenzug wurde der Mehrheitsanteil an der BA-CA Versicherung (3,4 Prozent) abgestoßen. Heuer wurde schließlich der - in zwei Schritten erfolgende - Verkauf des 31,6-Prozent-Anteils an der Wüstenrot-Versicherung (Marktanteil: 3,1 Prozent) fixiert.
Bei den Prämieneinnahmen kam es zu interessanten Ergebnissen. In der Lebensversicherung musste die VIG einen Rückschlag einstecken. Hier wurden Marktanteile verloren, weil es im Einmalerlagsgeschäft große Einbrüche gab. Im Schadensbereich wuchs die VIG so wie in den Vorjahren weit stärker als der Markt. In Summe hat Österreichs größter Versicherer mit einem Prämienplus von 1,6 Prozent schlechter abgeschnitten als die Konkurrenz.
"Sternstunde" für Allianz
Weit über dem Branchenschnitt konnte die heimische Allianz abschneiden, was Allianz-Österreich-Chef Littich als "Sternstunde" bezeichnete. Zurückzuführen ist das ausschließlich auf das Lebensversicherungsgeschäft. Bei Einmalerlägen und fondsgebundenen Produkten gab es einen Zuwachs von jeweils mehr als 100 Prozent. Der Bereich Schaden/Unfall lässt jedoch nach wie vor zu wünschen übrig. Nach Prämienrückgängen in den Vorjahren gab es 2008 zwar ein kleines Plus, doch das zog nach wie vor Marktanteilsverluste nach sich.
Auch die Generali konnte mit einem Gesamtplus von drei Prozent noch zufrieden sein, wenn auch die Vorjahre besser waren. Der Lebensbereich schnitt weit besser als der Markt ab, der Schadensbereich hinkt hinterher und ist bereits seit Jahren ein gewisses Sorgenkind. Zuerst wollte die Generali in diesem Bereich mehr auf den Ertrag schauen, dann aber wieder durch eine aggressivere Prämienpolitik Marktanteile gewinnen.
In etwa auf dem Wachstumsniveau des Marktes bewegt sich die Uniqa. Der Lebensbereich hat sich von einem Prämienminus im Jahr 2006 halbwegs erholt, im Schadenssektor hinkt die Uniqa dem Markt aber etwas hinterher.
Besonders interessant ist der Vergleich der beiden österreichischen Konzerne VIG und Uniqa auf den Ostmärkten. Die VIG hat durch die Übernahme der Sparkassenversicherung und deren Ostgesellschaften den Sprung zum größten Westversicherer in Zentral- und Osteuropa (CEE) geschafft und wächst dabei noch ständig weiter. Ihre Kriegskasse ist ausreichend gefüllt, um noch weiter zu expandieren. Die Hälfte der Konzernprämien kommt bereits aus CEE. Der Beitrag des Ostgeschäfts zum Jahresgewinn liegt weit über diesem Prozentsatz - das heißt, die Gewinne im Osten sind höher als am angestammten Heimmarkt.
Bei der Uniqa sieht das anders aus. Während man in Österreich nichts verdient hat, konnten 2008 wenigstens Gewinne im Ausland erzielt werden, die allerdings auch nicht berauschend waren. Das Ostgeschäft hat mit einem Prämienvolumen von 1,3 Milliarden Euro die Einnahmen in Westeuropa (Deutschland, Italien) mit 950 Millionen bereits überholt. Der Jahresgewinn "Westeuropa" liegt aber mit 48 Millionen Euro noch über dem "Ostgewinn" von 38 Millionen. Von den CEE-Gewinnen der VIG ist die Uniqa jedenfalls weit entfernt.
Weniger Kapitalrendite
Das Abschmelzen der Gewinne bei den meisten Versicherern zeigt sich bei der Kapitalverzinsung. Die Zeiten, in denen sich die Eigentümer über eine Verzinsung ihres eingesetzten Kapitals von 20 Prozent und mehr freuen durften, gehören der Vergangenheit an. Die VIG hat sich dabei noch wacker geschlagen - was auch mit einer Sonderdividende für 2008 unterstrichen wurde - und bringt es auf rund 14 Prozent. Die Allianz Österreich kommt auf eine Verzinsung von etwa elf Prozent. Traurig sieht es jedoch bei Generali und Uniqa mit vier beziehungsweise sechs Prozent aus.
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