Versicherer will Mitarbeiter stärker als bisher am Unternehmen beteiligen. | Zielmarke von 5 Prozent im Visier. | Wien. Bereits 40 Prozent ihrer Prämieneinnahmen kassiert die Wiener Städtische in den boomenden Märkten Osteuropas. Weil sie in diesem Wirtschaftsraum stark verankert ist, strebt sie als erste österreichische Versicherung nun auch - zusätzlich zu ihrer Börsenotiz in Wien - ein Zweit-Listing an einer Ostbörse an.
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"In der engeren Wahl ist Prag. Wir prüfen aber auch Budapest und Bukarest als möglichen Börseplatz", sagte Konzernchef Günter Geyer am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Wer das Rennen macht, hängt auch von den regionalen Börsegesetzen ab und soll bis spätestens Ende des ersten Quartals 2008 entschieden werden. Die Zweitnotiz selbst - von ihr verspricht sich Geyer zusätzliche Nachfrage nach Städtische-Aktien - soll dann im weiteren Jahresverlauf erfolgen. Fällt die Wahl auf Prag, wäre die Wiener Städtische, die aktuell einen Börsewert von rund 5 Mrd. Euro auf die Waage bringt, der zweite Austro-Titel an der dortigen Börse. Denn seit Herbst 2002 ist die mit Osteuropa ebenfalls stark verflochtene Erste Bank auch in Prag gelistet.
Mitarbeiter als Aktionäre
Ab nächstem Jahr will Geyer die Mitarbeiter mehr als bisher am Unternehmen beteiligen - in Form einer Bonifikation in Aktien und unabhängig vom Kollektivvertrag. Gefeilt wird an einem Programm, über das der Belegschaft in Österreich und Osteuropa Aktien zu günstigen Konditionen angeboten werden sollen.
"Das war der Wunsch der Mitarbeiter", so Geyer. "Mit den Betriebsräten sind wir derzeit in Gesprächen."
Damit das Programm einer steuerbegünstigten Mitarbeiterbeteiligung unbürokratisch umgesetzt werden kann, wünscht sich Geyer von der Regierung eine "Vereinfachung des Prozederes". Derzeit erlaubt das Gesetz Aktienbeteiligungen von Arbeitnehmern nur im Rahmen einer Kapitalerhöhung oder eines Hauptversammlungsbeschlusses über den Rückkauf von Aktien.
Langfristiges Ziel sei es, die Mitarbeiter im Konzern mit 5 Prozent zu beteiligen, sagt Geyer. Im Moment halten sie erst etwas weniger als ein Prozent. Andere heimische Firmen wie Post, Telekom, Voest oder Flughafen Wien sind hier bereits wesentlich weiter.
Laut Geyer sind in Österreich ungefähr 50 Prozent der rund 6500 Mitarbeiter Aktionäre der Städtischen, in Zukunft sollen es 75 Prozent sein. Der gesamte Konzern beschäftigt zur Zeit an die 20.000 Personen in insgesamt 20 Ländern.
Nadelstiche für Bawag
Zusammen mit ihrem Partner, der Erste Bank, hat die Städtische dieser Tage eine neue Plattform für den Verkauf von Bank- und Versicherungsprodukten in heimischen Betrieben gestartet. "Die ersten Reaktionen sind positiv", so Geyer. Mit der gemeinsamen Betriebsservice-Einrichtung wollen Erste und Städtische der Bawag Kunden abjagen - direkt in den Firmen und über die dortigen Betriebsräte. In diesem Geschäftsfeld gilt die Bawag seit Jahrzehnten als Platzhirsch. Geyer ist überzeugt, dass sich die gemeinsame Initiative mit der Ersten rechnen wird: "Wir haben seit vielen Jahren gute Kontakte zu Firmen, darunter sind auch viele große."