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Stahl-Hunger noch ungestillt

Von Karl Leban

Wirtschaft

Voestalpine hebt Gewinn-Prognose nochmals an. | Übernahmewelle in Europa verebbt. | Wien. Für den Voestalpine-Chef Wolfgang Eder ist ein Ende des Stahlbooms vorerst nicht in Sicht. Geht es nach Eder, ist der Hunger nach Stahl weltweit ungebrochen.


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Auch heuer und nächstes Jahr erwartet er eine feste Konjunktur. Dahinter stehe eine starke Nachfrage. Dass sich die Lager wieder füllen, "sehen wir nicht", sagte der Stahlboss am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Eder widerspricht damit einem kürzlich vorgelegten Branchenreport der Schweizer Großbank Credit Suisse, die der Stahlindustrie eine abflauende Konjunktur für 2007 prophezeit.

Die Voest selbst steht im Geschäftsjahr 2006/07 (per Ende März) vor neuen Rekordzahlen bei Umsatz und Ergebnis.

Weil das Geschäft zuletzt besser lief als erwartet, hat Eder seine bisherige Prognose etwas nach oben geschraubt: Beim Betriebsgewinn, der 2005/06 bei 732 Mio. Euro lag, rechnet er jetzt mit einem Anstieg auf "deutlich mehr als 800 Millionen" - und fügt hinzu: "Wenn ich deutlich sage, meine ich eher 820 als 802 Millionen Euro."

Beim Konzern-Umsatz erwartet Eder an die sieben Milliarden - nach 6,5 Mrd. Euro im Stahljahr 2005/06. Für die junge Sparte Automotive, die der Automobilindustrie zuliefert, kündigt der Voest-Chef für 2006/07 (nach drei Firmenzukäufen) den Sprung über die erste Umsatz-Milliarde an - und eine im Branchen-Vergleich hohe Gewinn-Marge von 5 bis 6 Prozent.

Die Strategie, mehr in die gewinnträchtigere Stahlverarbeitung zu gehen, sieht Eder durch Markterfolge bestätigt. Im laufenden Jahr werden bereits 55 Prozent des Umsatzes aus den verarbeitenden Sektoren (Profile, Bahnsysteme und Automotive) kommen - und nur mehr 45 Prozent aus der klassischen Stahlsparte, die bei Konjunkturschwankungen als wesentlich anfälliger gilt.

Ihre interne Struktur-Bereinigung hat die Voest mit dem Verkauf der Stahlhandelsgruppe (400 Mio. Euro Umsatz) und dem Zusperren der Schmiede in Linz zuletzt abgeschlossen. Eder: "Wir haben uns von schwachen Assets getrennt und stark performende Assets in attraktiven Märkten zugekauft." Bei Profilstahl etwa sei die Voest nach mehreren Akquisitionen "ziemlich endgültig in Westeuropa aufgestellt" und habe einen "ersten großen Schritt nach Osten getan". Weitere Firmenzukäufe in Russland schließt Eder nicht aus.

Schelte für Klimapolitik

Nach wie vor Kopfschmerzen bereitet dem Stahlmanager das Thema Kohlendioxid-Emissionen. Eder hofft hier auf ein Umdenken in der Klimapolitik. Er fordert eine globale Emissionsabgabe, sonst werde der Wettbewerb nachhaltig verzerrt. "Wenn wir nicht zu gleichen Bedingungen wie unsere Konkurrenz produzieren können, müssen wir in Alternativen denken", deutet Eder ein mögliches Abwandern in Länder außerhalb Europas an.

Zur Konsolidierungswelle im europäischen Stahlsektor sagt der Voest-General, sie habe mit der Elefantenhochzeit von Arcelor und Mittal und der demnächst anstehenden Entscheidung, ob Corus nun an Tata oder CSN geht, ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.