Mehr als 1,1 Millionen russische und rund 800.000 deutsche Soldaten starben bei der Schlacht um Stalingrad zwischen Juli 1942 und Anfang Februar 1943, die der Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg und der Anfang vom Ende des Hitler-Regimes war. 91.000 Soldaten der deutschen Wehrmacht gerieten nach der Kapitulation in russische Gefangenschaft, nur 6.000 kehrten nach dem Krieg in die Heimat zurück, unter ihnen etwa 1.000 Österreicher. Etwa 50.000 Österreicher waren bei der Schlacht um Stalingrad mit dabei.
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Im August 1942 hatte die deutsche 6. Armee unter ihrem Oberkommandierenden General Friedrich Paulus mit dem Vorstoß zur Wolga begonnen, um den deutschen Angriff im Kaukasus abzusichern. Sowohl für die Russen als auch für die Deutschen wurde Stalingrad - schon wegen des Namens - zum Symbol, das es zu halten, bzw. zu erobern galt.
"Der Kampf um Stalingrad hat gestern begonnen" schrieb der deutsche Propagandaminister Joseph Goebbels am 8. August 1942 in sein Tagebuch und freute sich über das rasche Vorwärtskommen der deutschen Truppen. Bis Ende Oktober hatten die deutschen Truppen in schweren Straßenkämpfen nahezu zwei Drittel der Stadt erobert, die Russen hatten annähernd 644.000 Soldaten verloren. Noch am 9. November strich Hitler vor alten Kämpfern im Münchener Bürgerbräukeller die "beispiellosen territorialen Erfolge im Osten" heraus. Doch schon zehn Tage später begannen die Russen mit einer Großoffensive und am 23. November 1942 waren 284.000 deutsche Soldaten im Kessel von Stalingrad eingeschlossen. Etwa 190.000 von ihnen wurden bei den folgenden Kämpfen getötet.
Die Militärs, die einen Ausbruchversuch vorschlugen, stießen bei Hitler auf taube Ohren, Hermann Göring versprach die Versorgung der eingeschlossenen Truppen durch die Luftwaffe. Und Goebbels log sich noch am 8. Dezember in seinem Tagebuch vor, dass "unsere Truppen nun fast ausnahmslos mit der als vorbildlich bezeichneten Winterkleidung ausgerüstet sind und eine Katastrophe, wie sie im vorigen Winter vor der Türe stand, für diesen Winter nicht mehr in Frage kommt". Erst am 18. Dezember vermerkte er, dass "die Entwicklung um Stalingrad doch zu einigen Besorgnissen Anlass gibt", aber noch am 1. Jänner 1943 meint er, dass "die augenblickliche Situation mit der Winterkrise des vergangenen Jahres überhaupt nicht verglichen werden kann". Erst eine Woche später gibt Goebbels in seinem Tagebuch zu, "dass die Lage in Stalingrad geradezu katastrophal geschildert wird", dass die Versorgung für die Eingeschlossenen nicht funktioniert. "Gespanne gibt es kaum noch, weil die Pferde geschlachtet und verzehrt worden sind", vermerkt der Propagandaminister und am 14. Jänner notiert er, dass "die Truppen zum Teil am Tage nur mehr 50 Gramm Brot erhalten". Wieder eine Woche später meint Goebbels in seinem Tagebuch: "Wir müssen uns nun allmählich mit dem Gedanken vertraut machen, das deutsche Volk über die dortige Situation zu unterrichten. Das hätte eigentlich schon längst geschehen können; aber bisher war der Führer immer noch dagegen". Und am 23. Jänner: "Wir müssen uns also wahrscheinlich mit der bitteren Tatsache abfinden, dass die 22 Divisionen in Stalingrad als verloren gelten müssen". Der Bevölkerung wurde die Katastrophe aber noch bis zum 3. Februar 1943 verschwiegen, nachdem Generalfeldmarschall Paulus am 31. Jänner die Kapitulation für den Hauptteil der Armee unterzeichnet und in russische Gefangenschaft gegangen war. Goebbels, der in seinem Tagebuch am 2. Februar 1943 von einem "kaum wiedergutzumachenden Prestigeverlust" schrieb, machte sich noch tagelang Hoffnungen auf einen Selbstmord von Paulus und bereitete sich dann auf seine nächsten Propagandacoup vor. Am 18. Februar verkündet er im Berliner Sportpalast den "totalen Krieg".