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Stammwählerschaft ist auf knapp 50 Prozent geschrumpft

Von Alexandra Grass

Politik

Hatten in den 50er und 60er Jahren noch rund drei Viertel der österreichischen Wahlberechtigten eine stabile Bindung zu einer politischen Partei, so sind dies Ende der 90er Jahre nur mehr die | Hälfte der Wahlberechtigten.


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Dem Rückgang der parteigebundenen Stammwählerschaft steht ein kontinuierlich ansteigender Anteil von mobilen, parteiungebundenen Wechselwählern gegenüber, wie die Autoren Fritz Plasser, Peter A.

Ulram und Franz Sommer in ihrem neuen Band "Das österreichische Wahlverhalten" feststellen.

Ein Fünftel der Wähler der Nationalratswahlen vom vergangenen Herbst hat sich erst in den letzten Tagen beziehungsweise Wochen vor dem Wahltag definitiv für die Partei der Wahl entschieden.

Seit 3. Oktober 1999 ist die FPÖ mit einem Anteil von 47 Prozent die mit Abstand stärkste Partei unter den Arbeitern. Für die SPÖ entscheiden sich nur mehr 35 Prozent dieser Berufsgruppe, für die ÖVP

nur mehr 12 Prozent. Das Wahlverhalten der österreichischen Arbeiterschaft unterscheidet sich somit deutlich von anderen westeuropäischen Demokratien. Das ist ein Ergebnis aus dem neuen Band "Das

österreichische Wahlverhalten".

Noch ausgeprägter stellt sich die Neuorientierung im Wahlverhalten der jüngeren Arbeiter dar: Von den männlichen Arbeitern unter 30 Jahre haben im Vorjahr 57 Prozent die FPÖ gewählt, von den jüngeren

Arbeiterinnen 46 Prozent.

Die bislang traditionelle Arbeiterpartei SPÖ konnte bei der Nationalratswahl 1999 nur mehr 28 Prozent der jüngeren ArbeiterInnen ansprechen. Bei der Nationalratswahl 1986 wählten noch 55 Prozent der

jüngeren Arbeiter die SPÖ und nur 13 Prozent gaben ihre Stimme der FPÖ.

Seit den 80er Jahren kann im österreichischen Wahlverhalten eine geschlechtsspezifische Differenzierung beobachtet werden, wie die Autoren Plasser und Ulram ausführen. Im Verlauf der 90er

Jahre ist diese "Geschlechter-Kluft" breiter geworden. Ende der 90er Jahre kann man in Österreich tatsächlich von zwei geschlechtsspezifischen Parteiensystemen sprechen.

Seit 1994 ist die Freiheitliche Partei die zweitstärkste Partei und seit 1999 mit insgesamt 32 Prozent die stärkste unter Männern. Trotz erheblicher Stimmengewinne und eines kontinuierlichen

wahlpolitischen Aufwärtstrends liegt die FPÖ allerdings bei Frauen mit 21 Prozent nach wie vor hinter der SPÖ (35 Prozent) und der ÖVP (27 Prozent) an dritter Stelle. Die Grünen und das Liberale

Forum schneiden bei Frauen deutlich besser ab als bei Männern.