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Mit seinem Vorschlag, die Sozialpartner sollten im Zuge der neuerlichen Reformdiskussion um eine Neustrukturierung des Arbeitsmarktservice (AMS) "das Sagen haben, denn schließlich kommen auch die Beiträge dafür von Arbeitnehmern und Arbeitgebern", ließ der Vorsitzende der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönliche Dienste (HGPD), Rudolf Kaske, am Dienstagnachmittag beim Tourismus Forum 2001 in St. Johann/Pongau aufhorchen. Tourismusstaatssekretärin Mares Rossmann will zusammen mit den Sozialpartnern die Ausbildung in Richtung eines zweijährigen Modullehrganges reformieren.
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Nach Rossmanns Meinung ist der Arbeitsmarkt im Tourismus "nicht ausgetrocknet" - es gebe genug engagierte junge Menschen, denen der Zugang zu einem Tourismusberuf mit einer verkürzten Lehrzeit erleichtert würde. Zudem würden sich in diesen Berufen dadurch neue Perspektiven eröffnen. An "tourismuspolitischen Aufgaben" stehen für Rossmann die Regelung einer Abfertigung für Tourismusmitarbeiter "in Richtung Pensionsvorsorge" sowie eine Steuerreform für Tourismusunternehmer - "nicht aus dem Betrieb entnommene Gewinne müssen steuerfrei bleiben, und auch Betriebsübergaben müssen steuerlich erleichtert werden" - im Vordergrund. Trotz der notwendigen Budgetkonsolidierung dürfe "nicht am falschen Platz gespart werden", so Rossmann. Gearbeitet würde derzeit an der Entwicklung eines "elektronischen Gästeblattes", das Buchungen erleichtern soll, ein diesbezügliches Pilotprojekt soll in Bad Kleinkirchheim starten. Zur besseren Internet-Nutzung in der Branche will sie vor allem Kleinbetrieben eine "unbürokratische Förderung in Höhe von 10.000 Schilling für die Anschaffung von PCs mit Internetanschlüssen" zugänglich machen.
Realitätssinn gefordert
Ein viel diskutiertes Problem ist nach wie vor die Schwarzarbeit im Tourismus - zu hoch sei die Steuer- und Abgabenbelastung des Faktors Arbeit in Österreich, die Senkung der Lohnnebenkosten unbedingt erforderlich. "Das ist auch massiv wettbewerbsverzerrend", stellt der Vorstand der Österreichischen Verkehrsbüro AG, Rudolf Tucek, fest: "In einer Größenordnung wie unserer geht gar nichts schwarz". Am Dienstleistungssektor sei kaum zu rationalisieren, allein Deregulierungen und Lohnnebenkostensenkungen könnten die Situation zu Gunsten der Wettbewerbsfähigkeit im Umfeld von Billigreiseländern entspannen, ebenso wie eine "ehrliche Auseinandersetzung aller Partner" mit den bestehenden Problemen: "Einmal möchte ich einen Arbeiterkämmerer erleben, der zu einem arbeitsunwilligen Mitarbeiter sagt, Sie sind wirklich ein Gfrast, da können wir wirklich nicht helfen", verlangt Tucek den Arbeitnehmervertretern Realitätssinn ab.
Probleme mit dem touristischen Arbeitsmarkt werden allseits fest gestellt, Mitarbeiter würden an allen Ecken und Enden fehlen. Kritisiert wird u.a. die Kontingentierung ausländischer Saisonmitarbeiter: "Die kleinen Kontingente sind Schwachsinn", donnert der Präsident der Österreichischen Hoteliersvereinigung (ÖHV), Helmut Peter: "Das fördert nur die Schwarzarbeit", ist er überzeugt, denn: "Wir brauchen die Mitarbeiter sofort und nicht dann, wenn vielleicht endlich die Genehmigung kommt".
Alarmstimmung beim AMS
Gelobt wird die Arbeit des AMS - wenngleich nur ein Teil der statistisch erfassten Arbeitssuchenden tatsächlich vermittelbar seien. Die Ausgliederung des AMS sei "ein richtiger Schritt" gewesen, betont Kaske. Die neuerliche Reformdiskussion löst bei ihm "Alarmstimmung" aus: "Wir wollen nicht zurück vom Service zum Amt". Die Sozialpartner, die der realen Situation in der Branche am nächsten stünden und schließlich auch für die Finanzierung sorgten, sollten auch über die Mittelverwendung - etwa für Qualifizierungsmaßnahmen - bestimmen: "Das kann doch nicht sein, dass dieser Topf von der Regierung immer für andere Zwecke leergeräumt wird". Auch wenn der Tourismussektor aufgrund der saisonalen Struktur mehr aus der Arbeitslosenversicherung herausnehme als einbezahlt würde, so sei der Gesamtüberschuss von 5 Mrd. Schilling im Jahr 2000 für Pensionsfinanzierungen zweckentfremdet worden. "Dieses Geld sollten wir in die Mitarbeiterbildung investieren können", fordert Kaske. Auch für AK-Präsident Herbert Tumpel steht Aus- und Weiterbildung im Vordergrund: "Die Allgemeinheit ist hier verpflichtet, einen Beitrag zu leisten", fordert er die öffentliche Hand. Qualifiziertere Mitarbeiter würden für alle Beteiligten Nutzen bringen, denn: "Wissen ist auch ein Wirtschaftsfaktor".
Notwehr Schwarzumsatz
Ohne etwa 10% "Schwarzumsatz" könne kein Betrieb lebensfähig wirtschaften, gilt unter den Hoteliers und Gastronomen als offenes Geheimnis und wird als "Notwehrmethode" gesehen. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl kommentiert seine Forderungen nach Bürokratieabbau, Lohnnebenkostensenkung und einer realistischen Lohnpolitik mit den Worten: "Wir müssen hier Bedingungen schaffen, die es den Unternehmern ersparen, ständig mit einem Haxn im Kriminal und mit dem anderen Hax'n in der Insolvenz stehen zu müssen". Besonders für Gründer seien die Bedingungen zu verbessern, denn: "Es muss wieder Freude machen und etwas bringen, Unternehmer zu sein".