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Seinerzeit waren Volksschüler angehalten, fleißig Stanniolreste "für die armen Negerkinder" zu sammeln. Inwiefern diese etwas davon hatten, war nicht einsichtig, aber es war gewiss gut gemeint. Leider tut bekanntlich nicht zwangsläufig gut, was so gemeint ist und besonders deutlich zeigt sich das seit Jahren bei der Bekämpfung von Mangelernährung.
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Niemand kann behaupten, dass es die diversen, weltweit vernetzten Gruppen von Umweltschützern nicht gut meinen, wenn sie gegen alles mögliche auftreten. Ihre Resistenz gegenüber dem Diskurs auf Basis gesicherten Wissens hat freilich zur Folge, dass sie just jene Fehlentwicklungen mit zu verantworten haben, die so katastrophal sind. Traurigstes Beispiel dafür ist das "Golden Rice Project", das seit nunmehr zehn Jahren zwar in den USA, nicht aber in jenen - vor allem asiatischen - Ländern Erfolg hat, für die es entwickelt wurde, weil dort Hunderttausende Kinder infolge Provitamin A-Mangels pro Jahr erblinden. Golden Rice kann dies verhindern und hat auch sonst alle nur denkbaren Vorzüge wie etwa jenen, dass er auch wieder ausgesät werden kann, also kein weiteres Saatgut erworben werden muss.
Aber: Er wurde erst Dank der Biotechnologie und mit Hilfe eines Gens der Osterglocke zu dem, was er ist, und stellt damit ein größeres Problem dar als Mangel, Krankheiten und Tod - glaubt man, wie allzu viele Entscheidungsträger, den ungeheuerlichen Kampagnen etwa von Greenpeace.
Die Nebenwirkungen: Die öffentliche Forschung auf diesem Gebiet erhält immer weniger Förderung, aber im Gegenzug mehr Hürden. Doch "mit dem Ruf nach immer weiteren Regulierungen spielen Gentechnik-Gegner jenen vier Konzernen in die Hände, die sich eine transgene Entwicklung leisten können", so Golden Rice-Entwickler Ingo Potrykus. - Nun, wir können es uns ja bekanntlich leisten. Und sonst? Erneut Stanniol zu sammeln, ist jedenfalls keine Problemlösung. Aber vielleicht schicken wir Gugelhupf und Sachertorte?
Siehe auch:Von Brot allein kann niemand leben