Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Welches Kind ist das stärkste, tollste, außergewöhnlichste? Natürlich das eigene, welches sonst. Und falls dieses beim Wer-übertrumpft-die-anderen-Kopf-an-Kopf-Rennen den Kürzeren ziehen würde, helfen eben Übertreibungen mit, selbst seinem babybespeckten Bröckerl mit einem Hang zur Tollpatschigkeit einen gestählten Adonis-Körper anzudichten.
Dass RTL2 nun einem Paar aus den USA und ihrem dreijährigen "Wunderkind" eine Sendung aus der Reihe "Außergewöhnliche Menschen" widmet, mutet allerdings äußerst fragwürdig an. Wird doch schließlich sogar infrage gestellt, ob der kleine Liam tatsächlich - wie von seinen Eltern propagiert - Superkräfte besitzt. Dubiose Ärzte (noch dazu Freunde der Familie) spekulieren zwar, ob Liam als genetischer Sonderling kein muskelhemmendes Protein ausschüttet. Und spinnen ihre Gedanken weiter, anhand Liams Forschungsergebnissen ein Heilmittel gegen Muskelschwund zu zaubern. Letztendlich weisen die Ärzte aber nichts Außergewöhnliches nach. Bleiben nur noch die Beschwörungen der Eltern, die sich wie ein lästiger Grundtenor durch die Sendung ziehen: "Du bist der Stärkste, Liam, schau, wie viele Klimmzüge du schon kannst." Der Vater will, dass Liam einmal Football-Star wird. Die Mutter will das auch. Im Hintergrund spielt der Dreijährige, der zwar physisch fest auf den eigenen Beinen steht - psychisch aber noch lange nicht. Bleibt nur zu hoffen, dass der Rummel um seine Person ihn nicht größenwahnsinnig macht.