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Kein großer internationaler Name, sondern eine profunde Kennerin der heimischen Szene: Die Bestellung von Bettina Kogler als neue Direktorin des Tanzquartiers Wien ist definitiv überraschend. Mit ihr hat Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ein deutliches Signal gesetzt. Wien soll sich als Ort des zeitgenössischen Tanzschaffens nicht im Lichte internationaler Stars auf der Durchreise sonnen, sondern noch mehr als bisher die eigenen Qualitäten stärken, bündeln und heimischen Künstlern als Begegnungsraum und Plattform dienen.
Bettina Kogler ist beruflich in der Wiener Szene aufgewachsen, gilt als feinsinnige Diplomatin, der es auch gelingt, mitunter exaltierte oder gar rivalisierende Künstlerpersönlichkeiten zur konstruktiven Zusammenarbeit zu gewinnen. Koglers Kür bedeutet eine deutliche neuerliche Regionalisierung im Tanz. Den Vorwurf, den sich das Tanzquartier immer wieder gefallen lassen muss, es kämen selektiv immer nur die gleichen Namen vor, könnte Kogler durch ihre breite Vernetzung in der Szene entkräften, indem sie einem breiteren Spektrum an Künstlern aus der heimischen Tanz- und Performanceszene die Wiener Türen öffnet.
Für all jene, die die Zukunft des Tanzquartiers wieder in den Händen eines internationalen Managers gesehen haben, ist Koglers Wahl eine Überraschung.
Tanz wird sich mit ihr wohl auch noch stärker in eine performative Richtung öffnen.
Ob Kogler international ebenso gut vernetzt ist wie lokal, wird sich zeigen. Denn nur als heimische Nabelbeschau ist das Tanzquartier Wien langfristig auch nicht überlebensfähig.