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Da heute Freitag die zweite Phase von "Starmania" beginnt (21.10 Uhr, ORF 1), ist es Zeit für eine Zwischenbilanz. Während ich einst "Taxi Orange" tapfer verteidigte (aus Gründen, an die ich mich heute nur mehr dunkel erinnern kann), muss ich diesmal passen: Dieses Wettsingen übersteigt meine Fähigkeiten als Anwalt für jugendliches, massenkompatibles Fernsehen. Gut finde ich diese Darbietungen eigentlich nur dann, wenn sie total misslingen. In gewisser Weise ist das in dieser Sendung zwar ein Dauerzustand, denn selbst bei den "Besten" zieht es einem ja oft die Schuhe aus, aber es gibt noch Steigerungsstufen. Vor allem bei den kurzen Einspielungen all jener verhinderten "Stars", die es nicht einmal bis in die Vorauswahl schafften. Diese "Freakshow" wirkt, als hätten die Brutalsatiriker Stermann&Grissemann sie in ihrer schwärzesten Stunde erdacht.
Freilich ist mit dieser gezielten Belustigung über Dilettantismus und Unvermögen auch ein neuer Grad an öffentlich(-rechtlich)em Unterhaltungssadismus erreicht, den man bedenklich finden kann. Wie man generell sagen muss, dass die Einbeziehung des Publikums und der Seher ins Programm letztlich immer scheindemokratisch ist: Indem man zeigt, dass es die Laien nicht - oder zumindest nicht besser - können, sichert man den TV- und Unterhaltungsprofis ihren Status (obwohl sich einige in dieser Sendung als Juroren auch schlimm blamierten). Die Finalphase mit ihren Auswahlverfahren beginnt zwar erst jetzt, doch die einzige Siegerin von "Starmania" steht schon fest: Arabella Kiesbauer. Wer inmitten von so vielen Peinlichkeiten unberührt und geistesgegenwärtig bleibt (außer wenn sie Österreich mit Deutschland verwechselt), hat sich zurecht für den Opernball qualifiziert.