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Wie wird man berühmt, wenn man 17 Jahre alt ist, auf den eher unspektakulären Namen Daniel Küblböck hört, und aus D-84307 Eggenfelden stammt? Ganz recht: durchs Fernsehen. In der RTL-Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar" hat der kleine, zarte Daniel zwar nur den dritten Platz erreicht - doch geschah jenes Mirakel, das im Fernsehen oft versprochen wird, aber selten eintritt: Daniel Küblböck wurde über Nacht zum Star. Jetzt verkauft er seine CD mit dem sympathischen Titel "Positive Energie" und macht TV-Reklame für ein nicht minder sympathisches Produkt, das zu seinem kindlichen, sozusagen prägenitalen Charme passt: Milch.
Was im Fernsehen begann, setzt sich in anderen Medien fort: Im Internet findet man 21.600 Einträge über den Jungstar, darunter die verzückte Frage: "Gibt's jemand Süßeren als Daniel Küblböck?" Auch die "Bild"-Zeitung heftet sich auf seine Spuren und macht aus jeder Belanglosigkeit eine Geschichte.
Eben dieses deutsche Boulevardblatt berichtete vor wenigen Tagen, ein junger Mann habe erst seine 15-jährige Freundin und dann sich selbst erschossen, weil er ihre Daniel- Küblböck-Schwärmereien nicht mehr ausgehalten habe. Der "Kurier", der diese Geschichte auch in Österreich kolportierte, kommentierte skeptisch: "Es ist tragisch und klingt gleichzeitig beinahe unglaublich." Und damit ist ein Elend unserer medial vermittelten Welt zur Sprache gebracht: Nicht einmal bei Tragödien kann man sicher sein, ob sie nicht nur ein "Hype" sind - wie so vieles.