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Man kann den Après-Ski-Mehrkampf, dem "unsere" rot-weiß-roten Ski-Stars dieser Tage ausgesetzt sind, durchaus mit Freude und Stolz beobachten - und nicht immer gleich mit dem städtischen Bobo-Blick auf ein aus der Zeit gefallenes Hinterweltlertum. Denn wahrscheinlich ist es für die Pistenartisten ohnedies anstrengender, sich in einen kratzigen Lodenjanker pressen zu lassen, Hochprozentiges kippen zu müssen, mit dem jeweiligen Bürgermeister den Heimatort im Pferdeschlitten zu erkunden und all die Politikerreden mitanhören zu müssen, als etwa den Mauer-Sprung perfekt zu meistern oder die Vertikale vor dem Ziel sauber zu erwischen. Zweifelsfrei sind derlei Medaillen-Rituale notwendig - und zwar nicht nur, um den Ski-Rennsport durch Zuwendungen von Kommunen und Ländern sowie der Wirtschaft auch in Zukunft finanziell zu sichern, sondern vor allem, um die Jungen zu faszinieren. Denn Ski-Stars machen immer neue Ski-Stars. In diesem Zusammenhang stach in St.Moritz die Anekdote von Roland Leitinger heraus, dem Sensations-Silber-Gewinner im Riesentorlauf. Als der große Hermann Maier 1998 mit Olympia-Doppel-Gold aus Nagano heimkehrte, sekkierte der sechsjährige "Roli" seine Eltern so lange, zum Empfang hinzufahren, bis diese endlich nachgaben. Im Tumult ging der Kleine schließlich verloren, ehe er plötzlich Aug’ in Aug’ mit dem Herminator auf der Bühne stand - ein Ereignis, das den Salzburger in seinen Skifahrer-Träumen prägte. Auch Super-G-Weltmeister Hannes Reichelt erzählte nach seinem Titel 2015, wie er 1991 in Saalbach die Goldfahrt von Rudi Nierlich im Ziel miterlebt und sich dann gewünscht habe: "Das wäre wunderschön." Auch Marcel Hirschers Vorbild war natürlich ein österreichischer Ski-Star - Thomas Stangassinger. Ob auch der nunmehrige Superstar fünfjährig von dessen Olympiasieg 1994 inspiriert wurde? Wir wissen es nicht - ziemlich sicher aber ist, dass die rot-weiß-roten Ski-Stars von morgen einmal Hirscher als großes Vorbild nennen werden.