Maschinen- und Metallwaren-Industrie vereint Betriebe von Andritz bis Prefa.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Wenn am heutigen Dienstag um 11 Uhr in der Wirtschaftskammer die Maschinen- und Metallwaren-Industrie in die diesjährige Herbstlohnrunde startet, wird um die Lohn- und Gehaltserhöhungen von 120.000 Beschäftigten gefeilscht. Mit dem typischen Bild vom "Metaller" am Hochofen haben diese Arbeitnehmer jedoch nichts zu tun: In den 1200 Unternehmen des größten Industrie-Fachverbandes (FMMI) reichen die Berufe vom Maschinenbautechniker bis zum Mechatroniker und Konstrukteur.
Den "Metaller" gibt es nicht, wird im Fachverband betont - ebenso, wie es keine Metallerrunde mehr gibt. Denn seit dem Vorjahr verhandeln die sechs Metall-Fachverbände getrennt die Lohn- und Gehaltserhöhungen mit der Gewerkschaft aus. Damit soll auf die "spezifischen Rahmenbedingungen" der Branche eingegangen werden, betont der FMMI. Maschinenbau und Metallwaren-Produktion seien besonders personalintensiv, wodurch sich Lohnerhöhungen stark auf die Kosten auswirken. Doch auch innerhalb des Fachverbandes sind die Vorzeichen für die Lohnrunde unterschiedlich: Während der Maschinenbau momentan mit einem Produktionsrückgang und schwachen Aussichten als Sorgenkind der Branche gilt, stabilisieren solide Auftragsbestände die Metallwaren-Industrie, schreibt das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo im aktuellen Konjunkturtest.
Produkte von der
Prothese bis zur Seilbahn
Breit ist die Produktpalette, die die Maschinen- und Metallwaren-Industrie herstellt: Sie reicht von der Prothese von Otto Bock bis zur Seilbahn von Doppelmayr. Acht von zehn Unternehmen im FMMI zählen zu den Klein- und Mittelbetrieben mit weniger als 250 Beschäftigten und maximal 50 Millionen Euro Jahresumsatz. 85 Prozent sind Familienbetriebe, zum Beispiel der niederösterreichische Hersteller Welser Profile, dessen Stahlprofile in vielen Alltagsbereichen - etwa für Autos und Aufzüge - verwendet werden. Zu den Metallwarenherstellern gehören unter anderem der niederösterreichische Dachprofi Prefa, der Vorarlberger Beschlägehersteller Julius Blum und der Wiener Betrieb Evva, der Schlüssel und elektronische Zutrittssysteme anbietet.
Von den 1200 Mitgliedsbetrieben sind zwei im Börse-Leitindex ATX vertreten: Der niederösterreichische Konzern Schoeller-Bleckmann Oilfield produziert unter anderem Bohrstangen für Ölfelder. Der steirische Anlagenbauer Andritz gab am Montag einen neuen Auftrag bekannt: Für ein Biomasse-Heizkraftwerk in Südschweden werden Wirbelschichtkessel samt Brennstoffversorgung und Abgasreinigungsanlage sowie eine Dampfturbine geliefert.
Die Arbeitgeber zahlen laut FMMI überdurchschnittlich gut: Arbeiter verdienten demnach im Vorjahr durchschnittlich 2700 Euro brutto 14 Mal, Angestellte 4000 Euro. Als Basis für die Lohnverhandlungen gehen die Arbeitgeber von einer Inflationsrate von 2,1 Prozent aus, die Arbeitnehmer von 2,4 Prozent. Angestellten-Gewerkschafter Karl Proyer fordert einen "ordentlichen Reallohnzuwachs", die Industrie verweist jedoch auf den harten internationalen Wettbewerb und eine stürmische Zukunft.
Auch heuer identes Ergebnis trotz getrennter Lohnrunde?
Abgesehen vom Lohnplus bleibt die Arbeitszeit ein Streitthema: Die Arbeitgeber wollen längere Durchrechnungszeiträume, sodass bei Auftragsspitzen länger gearbeitet werden kann. Arbeiter-Gewerkschafter Rainer Wimmer sieht darin einen Versuch, Überstundenzuschläge zu vermeiden: "Da werden sich die Arbeitgeber aber die Zähne ausbeißen."
Trotz getrennter Verhandlungen war das Ergebnis der sechs Metaller-Fachverbände im Vorjahr ident: Die Ist-Löhne stiegen mit 1. November um 3,0 bis 3,3 Prozent. Ob heuer ebenfalls dasselbe Ergebnis herauskommt, wird sich erst in einigen Wochen zeigen: Der Fachverband Nichteisen-Metalle beginnt am 16. Oktober mit den Verhandlungen, danach folgen Bergbau/Stahl, Gas/Wärme, Gießereien und die Fahrzeugindustrie.