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Start für Johnson & Johnson

Wissen
© reuters / Johnson & Johnson

Die US-amerikanische FDA erteilte dem Vakzin eine Notfallzulassung und legt damit für die EU vor.


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Mit dem US-Pharmaunternehmen Johnson & Johnson hat nun ein weiterer Impfstoffhersteller die Hürde zum regulären Einsatz geschafft. Am Wochenende hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für das Präparat bekanntgegeben. In einer großen klinischen US-Studie hat der Vektorimpfstoff schwere Erkrankungen zu 85,9 Prozent verhindert, hieß es zuletzt. Das Vakzin entfaltet seine Wirkung, anders als die anderen Seren, schon nach Verabreichung einer Dosis und muss daher kein zweites Mal injiziert werden.

Genauso wie AstraZeneca setzt Johnson & Johnson auf einen sogenannten Vektorimpfstoff. Dabei wird ein herkömmliches Erkältungsvirus - ein Adenovirus -, das nicht mehr krank machen kann, da ein Stück seines Genoms entfernt wurde, als Transportvehikel genutzt. Eingesetzt wurde stattdessen eine Information des Sars-CoV-2-Proteins. In den Körper injiziert, docken die viralen Vektoren an die Zellen an und geben ihnen damit die nötige Information, damit sie das Gebilde als fremd erkennen und eine Immunantwort erzeugen. Auf diese Weise wird das Immunsystem auf die Bekämpfung des echten Coronavirus vorbereitet.

Der vierte Kandidat

Bei vorherigen Studien in Südafrika und Brasilien lag die Wirksamkeit dem Unternehmen zufolge bei 81,7 beziehungsweise 87,6 Prozent. Der Impfstoff dürfte auch gut gegen die südafrikanische und brasilianische Virusvariante schützen, heißt es. Bei einigen Konkurrenzprodukten liegt die Wirksamkeit höher, die Werte gelten aber immer noch als gut.

Für die USA bedeutet das Vakzin nach den Zulassungen von Biontech/Pfizer und Moderna die dritte Option zur Immunisierung gegen das Virus. Für die EU wäre es dann schon der vierte Kandidat. Am Montag mehrten sich auch schon die Stimmen, ebenso für Europa eine rasche Zulassung zu erreichen. Mitte Februar hat Johnson & Johnson bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA den entsprechenden Antrag gestellt. Bis Mitte März soll über eine bedingte Markzulassung entschieden werden. Zuletzt erklärte die EMA, man werde das Vakzin der Johnson-&-Johnson-Tochter Janssen-Cilag International N.V. in einem beschleunigten Verfahren prüfen. Bestellt wurden von Johnson & Johnson bereits Impfdosen für 200 Millionen Menschen. Zudem hat die EU eine Option auf ausreichenden Mengen für noch einmal 200 Millionen Personen.

Nach Angaben der FDA kann der Impfstoff an Personen verabreicht werden, die mindestens 18 Jahre alt sind. Gegenüber jenen von Biontech/Pfizer und Moderna hat er klare Vorteile. So wird er in einer statt zwei Dosen verabreicht und auch die Lagerung ist deutlich simpler. Das Vakzin kann drei Monate in einem gewöhnlichen Kühlschrank aufbewahrt werden.

Klare Vorteile

Daten zur Dauer des Impfschutzes lägen allerdings noch keine vor, erklärte die FDA. Auch gebe es keine belastbaren Erkenntnisse dazu, ob Geimpfte das Coronavirus Sars-CoV-2 übertragen. Die vorliegenden Zahlen zeigten allerdings, "dass die bekannten und potenziellen Vorteile des Vakzins seine bekannten und potenziellen Risken überwiegen", hieß es in einer Mitteilung der Arzneimittelbehörde.

In den USA könnte es zu einer raschen Verteilung kommen. Schon einen Tag nach der Notfallzulassung gab es entsprechenden Hinweise des Unternehmens. Die Amerikaner sollten das Mittel in den kommenden 24 bis 48 Stunden erhalten, betonte Konzernchef Alex Gorsky gegenüber NBC. Noch in dieser Woche würden wie angekündigt vier Millionen, bis Juni dann 100 Millionen Dosen zur Verfügung gestellt werden.

In den USA, wo rund 330 Millionen Menschen leben, haben sich bisher mehr als 28 Millionen Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckt, mehr als 510.000 starben. Mehr als 70 Millionen Impfdosen sind bereits gespritzt worden.(gral)