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Start-Ups gewinnen Oberwasser

Von Stefan Meisterle

Wirtschaft

Förderlandschaft und Risikokapital stellen große Herausforderungen dar.


Wien.

Auf die Plätze, fertig, los: Vor der Gründung empfiehlt es sich, Know-how zu erwerben.
© © cirquedesprit - Fotolia

Wien hat es zu einer Landmarke im Start-Up-Weltatlas gebracht: Neben Graz, Linz und Salzburg ist in erster Linie in der Bundeshauptstadt eine florierende Szene um und mit innovativen Jungunternehmen entstanden, wie der "Austria Start-up Report 2012" verdeutlicht. Gerade in den vergangenen Jahren wurden hier, aber auch österreichweit, entscheidende Fortschritte bei Unterstützung und Vernetzung heimischer Start-Ups erzielt. Um am technologieintensiven Markt bestehen zu können, bedarf es freilich noch großer Anstrengungen.

"Österreichs Ökosystem bei Start-Ups hat sich in den letzten drei bis fünf Jahren massiv verbessert", stellt Studien-Autor Thomas Funke vom Institut für Entrepreneurship und Innovation an der Wirtschaftsuniversität Wien, fest. Egal, ob es um öffentliche Förderungen, den Vernetzungsgrad der Szene oder die Anzahl der Firmen-Neugründungen geht: Seit den 1990er Jahren sind bei den meisten Rahmenbedingungen für Start-Ups deutliche Verbesserungen zutage getreten. So ist die Zahl der Firmengründungen von 14.361 im Jahr 1993 auf 35.279 im Vorjahr gestiegen, ein großer Teil davon erfolgt in den Branchen IT und Kommunikation.

Die Erhebung "Austrian Start-up Report 2012", die künftig in regelmäßigen Intervallen die Lage der heimischen Gründerszene dokumentieren soll und auf Basis von Untersuchungen und Befragungen von Start-Ups, Investoren und öffentlichen Stellen durchgeführt wurde, belegt ferner, dass sich Österreich bei einzelnen Standort-Faktoren im internationalen Vergleich keineswegs mehr zu verstecken braucht.

"Österreich ist gerade bei Frühförderungen stark", nennt Funke den ersten gewichtigen Faktor und verweist dabei auf ein inzwischen umfangreiches Netzwerk zur Förderung junger Unternehmen, das rund um die Förderbank Austria Wirtschaftsservice, die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft und die Venture-Capital-Initiative etabliert werden konnte.

Community als Trumpf

Ein tragfähiges und flexibles Netzwerk wird ferner von der Start-Up-Community rund um Gründer, Investoren und Interessierte aufgebaut. So würden die mittlerweile auf regelmäßiger Basis organisierten Vernetzungstreffen in sämtlichen für Jungunternehmen relevanten Themenbereichen als unerlässliche und häufig auch erste Anlaufstelle fungieren, bei denen wertvolle Erfahrungen ausgetauscht, Tipps gegeben - und vor allem Beziehungen hergestellt werden. Events wie das Pioneers Festival, das vom 29. bis 31. Oktober prominente Vertreter der globalen und heimischen Start-Up-Szene nach Wien holt, würden nicht zuletzt dazu dienen, auch Geldgeber und Jungunternehmen zusammenzubringen. "Es gibt einerseits Investoren, die nach Alternativen zu Anlagen an der Börse oder dem Immobilienmarkt suchen, und andererseits die Start-Ups, die dieses Geld und Know-how brauchen. Aber viele haben sich bisher einfach noch nicht getroffen", betont Selma Prodanovic, Unternehmerin und Mit-Initiatorin der "Austrian Angels Investors Association", die Bedeutung der Vernetzung.

Punkten kann die Start-Up-Szene auch mit ihrem Fachwissen: Nicht zuletzt wegen renommierter spezialisierter Ausbildungsstätten stehen die heimischen Fachkräfte hoch im Kurs: "Österreich gilt als Land, das starke Humanressourcen vorweisen kann", berichtet Funke aus der Studie und stellt zugleich fest, dass der Fachkräftemangel auch die Szene betrifft: "Vielen Start-Ups mangelt es an Talenten - es gibt kaum Fachkräfte zu einem fairen Preis."

Weitere Anstrengungen

Ausruhen darf sich die Start-Up-Branche jedenfalls nicht. Denn gerade angesichts einer vielfältigen Förderlandschaft schrecken viele Interessierte vor einer Gründung immer noch zurück - auch weil ihnen der Überblick über Fördermöglichkeiten verwehrt bleibt. Und selbst wenn die ersten Phasen der Gründung gelingen, kommt für viele Start-Ups irgendwann der Punkt, an dem die Finanzierung zur unüberwindlichen Hürde wird. Der historische Mangel an Risikokapital kommt spätestens dann zum Tragen. Um dieses Problems Herr zu werden, wären nach Ansicht Funkes einerseits Anreizsysteme für Investoren zu erwägen, andererseits hofft man auf die Initiative von Business Angels, die als private Geldgeber in die Bresche springen könnten. Dass die Förderung der Start-Up-Szene noch weiterer Anstrengungen bedarf, steht für die Beteiligten jedenfalls fest.

Pioneers Festival