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Start-ups im Gemeindebau

Von Ina Weber

Politik
Rund 100 Geschäftslokale sind derzeit zu vergeben.
© fotolia/jeremias münch

Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und Wirtschaftkammer-Wien-Präsident Walter Ruck wollen den Leerstand von Geschäftslokalen reduzieren.


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Wien. Rund 400 der insgesamt 5000 Geschäftslokale im Wiener Gemeindebau stehen derzeit leer. 100 Lokale stehen sofort zur Verfügung. Rund 300 davon müssen erst saniert werden, um wieder vermietet werden zu können. Das heißt, jedes zwölfte Erdgeschoßlokal in einem Wiener Gemeindebau steht leer, und das, obwohl die Mieten besonders günstig sind.

"Viele kommen gar nicht auf die Idee, in einem Gemeindebau nach einem Geschäftslokal zu suchen", so eine Sprecherin von Wiener Wohnen. Das will nun die Stadt Wien gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien ändern. Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und Wiener Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck gaben am Mittwoch gemeinsam einen Pressetermin, um ihre neue Zusammenarbeit vorzustellen. Nicht nur auf der Homepage von Wiener Wohnen sollen die leer stehenden Lokale aufgelistet sein, auch die Kammer will diese leer stehenden Adressen künftig auf ihrer Plattform ausschreiben.

Anders als bei den Gemeindewohnungen gibt es bei den Erdgeschoßlokalen in den Gemeindebauten keine Warteliste. Im Gegenteil, wer etwa einen 57 Quadratmeter großen Raum im 3. Bezirk sucht, wird bei Wiener Wohnen sofort fündig. Die Bruttomiete für dieses Objekt beträgt 453 Euro. Auch im 2. und im 15. Bezirk werden Geschäftslokale oder Ateliers angeboten. Ein 72 Quadratmeter großes Lokal im 2. Bezirk etwa kostet 846 Euro Miete im Monat. Ein 45 Quadratmeter großer Raum im 15. Bezirk kommt auf 342 Euro Bruttomiete.

Die monatlichen Quadratmetermieten bewegen sich damit zwischen 7,5 und 11,5 Euro brutto und man muss nicht in Wien hauptgemeldet sein. Denn auch das Umland soll damit angesprochen werden. Bei der Vermietung wird laut Wiener Wohnen darauf geschaut, ob der Unternehmer für das Umfeld auch geeignet ist. Selbstverständlich werde nicht an die Rotlicht-Branche oder an Wettbüros vermietet, hieß es. "Wenn jemand etwa einen Greißler machen möchte, und in der unmittelbaren Umgebung gibt es sehr viele Supermärkte, dann werden wir wohl auf etwas anderes zurückgreifen", so eine Sprecherin. Willkommen seien etwa Einpersonenund junge Start-up-Unternehmen.

Kostengünstige Mieten

Harald Schuneritsch etwa hat im Frühjahr 2017 den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Mit seinem Einzelunternehmen "Radgeber" hat er sich in ein Erdgeschoßgeschäftslokal in einem Gemeindebau im 3. Bezirk eingemietet. Das Lokal habe er komplett renoviert übernommen, wie er erzählte, und den Großteil der Ausstattung aus Europaletten designed und gebaut. Die Miete direkt an der Landstraßer Hauptstraße sei kostengünstig und damit sein Geschäft möglich. "Ich habe mich entschieden, aus meinem langjährigen Berufsalltag auszusteigen, und versuche auch damit eine individuelle und kreative Vorbildwirkung für meine beiden Söhne zu leben", sagte er.

Ob Shop, Büro oder Ordination - vor allem junge Unternehmer mit kreativen, neuen Ideen seien erwünscht. "Gerade in Zeiten, in denen der Internethandel eine zusätzliche Konkurrenz darstellt, wollen wir die Nahversorgung unterstützen, aber auch die lokale Wirtschaft", so Ludwig. Die Beseitigung der Leerstände soll auch zu mehr Sicherheit führen. Schon jetzt würden Supermärkte, Buchhandlungen, Schneidereien, Friseursalons oder Schuhmacher die Umgebung der Wiener Gemeindebauten beleben.

Sämtliche freie Gemeindebau-Lokale werden in den kommenden Wochen in die Leerstandsplattform der Wirtschaftskammer eingespeist. Die erste Tranche umfasst die rund 100 Lokale, die auch auf der Homepage von Wiener Wohnen gelistet sind. Laut Ruck vermittelt die Kammer über ihre Plattform in etwa 300 leer stehende Geschäftsflächen pro Jahr. Durch die Ergänzung um den Gemeindebau rechne er mit einem merkbaren Anstieg.

Leerstandsplattform der Kammer

Lokale bei Wiener Wohnen