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Kongo: Präsident Joseph Kabila gilt als klarer Favorit. | Kinshasa (afp) In der Demokratischen Republik Kongo hat am Freitag um Mitternacht der Wahlkampf für die zweite und entscheidende Runde der Präsidentschaftswahl am 29. Oktober begonnen.
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Die Situation in dem drittgrößten afrikanischen Land ist angespannt, seit im August bei Zusammenstößen von Anhängern beider Kandidaten 23 Menschen ums Leben kamen. Bei der ersten Wahlrunde am 30. Juli hatte der amtierende Präsident Joseph Kabila 44 Prozent der Stimmen erhalten, Vizepräsident Jean-Pierre Bemba 20 Prozent. Parallel zur Stichwahl werden auch die Provinzparlamente gewählt. Die ersten freien Wahlen seit 40 Jahren im ehemaligen Zaire sollen den schwierigen politischen Übergang zur Demokratie abschließen.
Am 20. August, wenige Stunden vor Verkündung des Ergebnisse des ersten Wahlgangs der Präsidentschaftswahl, war es zu Zusammenstößen zwischen schwer bewaffneten Einheiten Kabilas und Bembas gekommen. Erstmals musste die europäische Friedenstruppe EUFOR eingreifen, die mit rund 1200 Mann in Kinshasa stationiert ist. Unter Druck der internationalen Truppen verpflichteten sich die Präsidentenkandidaten schließlich, ihre Truppen zurückzuziehen; seitdem herrscht eine labile Waffenruhe.
Der nun beginnende Wahlkampf ist kurz: Gerade einmal zwei Wochen haben die Kandidaten, um das Volk von sich zu überzeugen - in einem Land, das sechseinhalb mal so groß ist wie Deutschland. Staatschef Kabila baut auf eine breite Wahlkoalition: Im September zog er seinen ehemaligen Rivalen, den in der ersten Wahlrunde drittplatzierten Polit-Veteranen Antoine Gizenga auf seine Seite. Zudem schloss Kabila ein Bündnis mit Nzanga Mobutu. Der Sohn des ehemaligen Diktators von Zaire erreichte im Juli den vierten Platz. Bemba wiederum gewann für sein neues Wahlbündnis Union für die Nation rund 15 Kandidaten, die bei der ersten Runde hintere Plätze belegt hatten. Auch wird er von einigen Dissidenten der Union für Demokratie und sozialen Fortschritt (UDPS) unterstützt. Deren Führer, Etienne Tshisekedi, boykottiert die Wahlen.
Rund 80.000 kongolesische Polizisten überwachen den Wahlkampf und die Stichwahl. Unterstützt werden sie von rund 19.000 internationalen Soldaten. Die 17.600 Soldaten der UNO-Truppe MONUC sind größtenteils im Osten des Landes stationiert, wo es immer wieder zu Kämpfen zwischen verfeindeten Gruppen kommt. In Kinshasa werden die Blauhelmsoldaten seit Juni von den 1200 Soldaten der EUFOR unterstützt. Etwa genauso viele europäische Soldaten sind zur Unterstützung in Gabun stationiert.
Nachdem der erste Wahlgang verhältnismäßig ruhig verlaufen ist, rechnen Beobachter auch am Tag der Stichwahl mit wenig Gewalt. "Mehr als der Wahltag ist die Phase nach den Wahlen zu fürchten", sagt ein UNO-Verantwortlicher.