Sehr unterschiedlich ist das Angebot an Dienstleistungen im Gesundheitssektor in Österreich und den benachbarten, neuen EU-Mitgliedsländern. Das jüngst gestartete Projekt "Healthregio", das im Rahmen von INTERREG III A durchgeführt wird, soll nun Strategien und Konzepte in Österreich, Tschechien, Ungarn und der Slowakei vernetzen und die Gesundheitssysteme in der Region insgesamt verbessern.
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"Healthregio" steht dabei für "Regional Network for the Improvement of Healthcare Services", als Projektträger fungiert das österreichische Unternehmen Gesundheitsmanagement Burger-Wieland. Finanziert wird das Projekt mit Geldern des EU-Außengrenzprogramms INTERREG III A, nationaler Kofinanzierung und Mitteln des Projektträgers.
Gemeinsame Strategien
"Die jüngst erfolgte EU-Erweiterung in der Grenzregion Österreich - Tschechien - Ungarn - Slowakei wird auch massive Auswirkungen auf den Gesundheitsdienstleistungssektor haben", meint Renate Burger vom Gesundheitsmanagement Burger-Wieland zur "Wiener Zeitung". Um eine langfristig positive Entwicklung des Sektors zu sichern, sollen daher in den kommenden zwei Jahren Vertreter verschiedenster Organisationen aus den vier Ländern ein Netzwerk bilden und gemeinsame Strategien und Konzepte erarbeiten.
"Gesundheitspolitik und Gesundheitssystemgestaltung werden bis heute vielfach als einzelstaatliche Verantwortung gesehen", kritisierte August Österle von der Abteilung für Sozialpolitik an der WU Wien beim kürzlich erfolgten Kick-off von "healthregio" im Messezentrum Wien. Dabei haben internationale Rahmenbedingungen, vor allem die Europäische Integration laut Österle zunehmend Einfluss auf die Gesundheitspolitik - angefangen von direkten Einflüssen, etwa im Bereich von Public Health bis zu den indirekten - die Verwirklichung des freien Personen-, Güter-,Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs, die Koordination der sozialen Sicherheit oder die Gestaltung des europäischen Arbeitsmarktraumes.
Vielschichtige Mobilität
Konkret wies Österle etwa auf den wirtschaftlichen Rückstand der neuen EU-Mitgliedsländer hin, der sich etwa im deutlich niedrigeren Sozialprodukt, einer niedrigeren Beschäftigtenquote und höheren Arbeitslosenraten niederschlage. Dieses Ungleichgewicht wirke sich etwa auf die Patientenmobilität aus, die generell in den Ländern zwar gering ausgeprägt, in gewissen Bereichen wie Zahnbehandlungen, Kurprogrammen und im Wellnessbereich aber eine wichtige Rolle spiele. Noch wesentlicher könnte in Zukunft die wachsende Mobilität von Gesundheitspersonal werden. Hier gebe es heute schon eine deutliche Bewegung von den "neuen" zu den "alten" EU-Mitgliedsländern.
Gemeinsam haben alle vier Länder die Tendenz zur alternden Gesellschaft. Heute stellen die über 65-Jährigen in Tschechien 13,9 Prozent, in der Slowakei 11,5 Prozent, in Ungarn 15,4 Prozent und in Österreich 14,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Im Jahr 2020 soll laut aktuellen Prognosen der Anteil der über 80-Jährigen in Tschechien 4,2 Prozent, in der Slowakei 3 Prozent, in Ungarn 4,2 Prozent und in Österreich sogar 5,7 Prozent erreichen.
Auch das Sozialversicherungsprinzip haben die vier Länder gemeinsam, so Österle. Der Anteil der öffentlichen Gesundheitsausgaben an den Gesundheitsausgaben insgesamt betrage in Tschechien 91,4 Prozent, in der Slowakei 89,1 Prozent, in Ungarn 70,2 Prozent und in Österreich 69,9 Prozent. In absoluten Zahlen gesehen steht aber Österreich aufgrund der deutlich höheren Gesamtausgaben mit Abstand an erster Stelle.
Bei dem Projekt "healthregio" macht nun eine umfassende Analyse der demografischen, kulturellen, sozioökonomischen und gesundheitsbezogenen Merkmale der Grenzregion den Anfang. "Basierend auf dieser Analyse werden die Länder-Vertreter wirtschafts- und gesundheitspolitische Handlungsempfehlungen erarbeiten und an die Verantwortlichen für die Umsetzung - die Politik - weiterleiten," erklärt Burger. Erste konkrete Umsetzungsschritte sollen schon in der Projektlaufzeit stattfinden, erste Ergebnisse sollen schließlich im Februar 2006 im Rahmen der medicura - der Kongressfachmesse für Medizin, Gesundheitsmanagement und Soziales - präsentiert werden.
Nachbarregionen
Das Projektgebiet von "healthregio" erstreckt sich in Österreich auf das Burgenland, Wien (Stadt Wien, Wiener-Umland-Süd, Wiener Umland Nord) und Niederösterreich (Regionen Weinviertel, Waldviertel, Mühlviertel, St. Pölten, Niederösterreich-Süd). In Tschechien sind die Regionen Ceske Budejovice, Jihlava und Brno, die südböhmischen und südmährischen Bezirke Brachatice, Cesky Krumlow, Ceske Budejovice, Jindrichuv Hradec, Jihlava, Znojmo, Trebic, Brno mesto, Brno venkov, Breclav und Hodonin eingebunden. In der Slowakei erstreckt sich das Projektgebiet auf die Kreise Bratislava (mit den Stadtbezirken I-V und den Bezirken Malacky, Rezinok und Senec) und die Region Trnava. In Ungarn werden die Komitate Györ-Moson-Sopron, Vas, und Zala erfasst.
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Weitere Informationen zum Projekt: www.healthregio.net
Gesundheitsmanagement Burger-Wieland 01-5857621
e-mail: office@gesundheitsmanagement.at