Nach Wahl beginnt bei Siemens das große Sesselrücken. | Als nächstes wird Kündigungswelle im IT-Bereich befürchtet. | Wien. Keine guten Nachrichten bekamen am Freitag 350 österreichische Siemens-Mitarbeiter mit auf den Weg ins Wochenende.
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Wie die "Wiener Zeitung" aus internen Kreisen erfuhr, präsentierte der Zentralbetriebsrat im Speisesaal eines Wiener Siemens-Standortes den frisch abgesegneten Sozialplan, der für vom Mutterkonzern abgeordnete Personaleinsparungen ausverhandelt wurde.
Nachdem die Arbeitnehmervertreter über einen Monat lang mit der Siemens-Führung diskutiert hatten, ist nun in einer Betriebsvereinbarung das künftige Schicksal von 350 Mitarbeitern fixiert worden: Demnach soll rund 140 Mitarbeitern eine einvernehmliche Kündigung gekoppelt mit einer Abfertigung angeboten werden. Weiters sieht der Sozialplan an die 120 Altersteilzeitverträge für Mitarbeiter über 55 Jahre vor. Der verbleibende Teil im Abbau-Pool soll zur einen Hälfte an Tochterunternehmen oder Kunden ausgelagert werden, zur anderen Hälfte mit saftigen Gehaltskürzungen den Job fortsetzen. Die Personaleinsparungen des Elektromultis erfolgen bei Verwaltung und Vertrieb sowie in vertriebsnahen Bereichen - in den Sparten Medizintechnik, Energie, Industrie und Verkehr. Wie teuer das Sozialpaket Siemens letztlich kommt, ist offiziell nicht bekannt in Unternehmens-Kreisen ist von mehr als 25 Millionen Euro die Rede.
Für die betroffenen Mitarbeiter werden die nächsten Wochen zu einem ungewissen Wettlauf gegen die Zeit. Wie zu hören ist, wissen zahlreiche Mitarbeitern noch nicht, ob sie auf der Personalabbau-Liste stehen oder nicht. Die Gespräche mit den Betroffenen sollen nächste Woche - erst nach den Nationalratswahlen - offiziell begonnen werden. Der Fahrplan sieht vor, dass bereits Ende Oktober der Siemens-Spitze mitgeteilt wird, wie viele Mitarbeiter einem Angebot zustimmen.
Wackeln auch IT-Jobs?
Eine ungewisse Zukunft könnte auch der Wiener IT-Sparte Siemens IT Solutions and Services (SIS) bevorstehen. Laut deutschen- noch unbestätigten - Medienberichten erwägt Siemens-Konzern Chef Peter Löscher einen teilweisen Verkauf des "Sorgenkindes" IT-Entwicklung an den japanischen Fujitsu-Konzern.
Weltweit arbeiten für SIS 40.000 Mitarbeiter, rund 3000 davon auch in Wien. Sollte die IT-Entwicklung einem japanischen Eigentümer unterstehen, wird auch in Österreich ein massiver Stellenabbau befürchtet.
Ein Siemens-Sprecher und der Zentralbetriebsrat waren am Freitag bis zum Redaktionsschluss nicht für Stellungnahmen erreichbar.