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Startschuss für neue Copa Cagrana

Von Hanna Corsini

Politik

Nach Abriss von fünf Lokalen sucht die Stadt Architekten für die Neugestaltung der Gastromeile.


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Wien. Die Geschichte um die Gastromeile Copa Cagrana ist seit Dienstag um ein Kapitel reicher. Architekten aus der gesamten EU sollen sich an dem Areal versuchen und ihre Vorschläge bis 8. Oktober einreichen. So steht es seit Dienstag auf der Homepage des Wettbewerbsbüros "next-pm". Die Ausschreibung ist so neu, dass man selbst im Büro der für die Copa Cagrana zuständigen Umweltstadträtin Ulli Sima noch nichts davon wusste. Doch Martin Jank, Geschäftsführer der städtischen Wiener Gewässer Management (WGM), die für die Verwaltung des Areals zuständig ist, hat mehr Ahnung:

"Die Ausschreibung werde sich in zwei Phasen gliedern", sagt er. "In der ersten Phase können sich alle Architekten bewerben. Die besten acht Bewerber können dann in einer zweiten Runde ihre Projekte vorstellen, und unter diesen wird schlussendlich ein Siegerprojekt ausgewählt werden."

Der Fokus des Auftraggebers: eine ganzjährige Bespielung des Bademeisterstrands. Außerdem soll an der neuen Copa Cagrana für jeden Geschmack und jede Geldbörse etwas dabei sein: ein bunter Gastronomiebereich, ein vielfältiges Freizeitangebot, Erholungsflächen sowie konsumfreie Zonen. Ein Teil der Copa Cagrana wurde bereits im Juli mit zwei neuen Lokalen, einem Griechen und einem Mexikaner, neu gestaltet. "So weit ich es beobachte, laufen sie gut", zog Jank eine erste Bilanz. Der "Elchtest" werde der Winterbetrieb sein - die beiden Gastro-Betriebe sind nämlich ganzjährig geöffnet. Dass es zum Neubau gekommen ist, ist speziellen rechtlichen Voraussetzungen zu verdanken: Der Pächter hat seit jeher direkte Verträge mit der Stadt und nicht mit dem Generalpächter der Copa Cagrana, Norbert Weber.

Ihm wirft die Stadt vor, die Gastromeile verkommen haben zu lassen. Seit Dienstag ist die Stadt ihren Plänen für eine Neugestaltung einen Schritt näher. So wurden fünf Lokale niedergerissen, darunter der berühmte "Fight Club". Der Abriss der Lokale erfolgt aufgrund eines Urteils des Verwaltungsgerichtshofs, wonach es für die betreffenden Objekte keine wasserrechtliche Genehmigung gibt. Diese wäre notwendig, da der Bereich im Hochwassergebiet liegt. Wegen des Rechtsspruchs hätte eigentlich Generalpächter Norbert Weber die Beseitigung vornehmen müssen, was nicht geschehen sei, so Jank. Deshalb sei nun eine Ersatzvornahme veranlasst worden, so der Gewässer Management-Geschäftsführer: "Die Kosten muss der Generalpächter tragen." Wie hoch diese sein werden, wisse er nicht. Er schätzt aber, dass "mit 100.000 Euro" zu rechnen sei.

Polit-Gag von Simavor der Wahl

Die Streitigkeit um die Copa Cagrana hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Schon 2010 erwirkte die Stadt Wien eine Räumungsklage gegen Generalpächter Norbert Weber, dem die Stadt vorwirft, nicht nur die Meile verfallen haben zu lassen, sondern auch die ausständige Pacht nicht gezahlt zu haben. Im Februar 2015 gab das Bezirksgericht Donaustadt der Stadt Wien in erster Instanz recht. Weber legte Berufung ein. Ein Urteil in zweiter Instanz steht noch aus. Für Anita Voraberger, Sprecherin von Stadträtin Sima, "sind diese Klagen voneinander getrennt": Eine beschäftige sich mit der Räumung, die andere mit der wasserrechtlichen Genehmigung der Gebäude. Daher habe die Gemeinde Wien richtig gehandelt: "Rechtlich gibt es keine Zweifel."

Norbert Weber sieht das komplett anders. Für die Bauten gebe es mehrere Baugenehmigungen, die sich zum Teil auf dem Wasserrecht stützen. Dies war deshalb so, weil der Pakt mit der Gemeinde so ausgelegt war, dass für die Erneuerung der wasserrechtlichen Genehmigung die Unterschrift des Eigentümers, also der Stadt Wien, notwendig sei. Diese wurde vorerst erteilt, zu einem späteren Zeitpunkt aber wieder zurückgezogen. "Das darf die Gemeinde nicht", sagt Weber. Er vermutet hinter der Aktion politisches Kalkül und betrachtet den Abriss als "Politgag vor den Wahlen."

Doch Norbert Weber hat noch ein Ass im Ärmel. Er wird Strafanzeige gegen Stadträtin Sima vorbringen wegen Sachbeschädigung und Anstiftung zur Zerstörung von Eigentum.