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Startschuss für neues Edelstahlwerk

Von Karl Leban

Wirtschaft
So soll das neue, laut Voestalpine weltweit modernste Edelstahlwerk künftig aussehen.
© Voestalpine

Die Anlage in Kapfenberg soll 2021 in Betrieb gehen und rund 3000 Jobs in der Region sichern.


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Wien/Kapfenberg. Es war ein langes Zittern und Bangen. Fast eineinhalb Jahre war es für Kapfenberg, den steirischen Hauptstandort der Voestalpine-Edelstahlsparte, und für die Region eine Schicksalsfrage, ob der Linzer Stahltechnologie-Konzern dort sein geplantes neues Edelstahlwerk baut oder - wegen besserer Rahmenbedingungen - in einem anderen Teil der Welt. Im vergangenen Herbst entschied Voestalpine-Chef Wolfgang Eder dann doch zugunsten von Kapfenberg, das im Hüttenwesen über eine jahrhundertealte Tradition verfügt. Zur Begründung verwies er insbesondere auf das Know-how der Beschäftigten, aber auch auf das Forschungsumfeld im Bereich Metallurgie (Montanuniversität Leoben), die vorhandene Infrastruktur und die Nähe zu wichtigen Kunden. Am Dienstag erfolgte offiziell der Baubeginn für die neue Produktionsanlage.

Das Investitionsvolumen ist mit bis zu 350 Millionen Euro veranschlagt, die Bauzeit mir drei Jahren. Ab 2021 soll das volldigitalisierte Werk, mit dem das bestehende, zum Teil mehr als 100 Jahre alte ersetzt werden soll, jährlich 205.000 Tonnen an Hochleistungsstählen vor allem für die internationale Auto- und Flugzeugindustrie sowie den Öl- und Gassektor produzieren. Zudem werde die Anlage für den 3D-Druck komplexer Metallteile ausgelegt sein.

"Epochaler Schritt"

Eder bezeichnete den Spatenstich nicht nur als "Meilenstein für unseren Konzern und den Standort Kapfenberg" - sondern auch als "positives Signal für die europäische Industrie". Erstmals seit den 1970er Jahren werde wieder in ein völlig neues Stahlwerk in Europa investiert. Franz Rotter, Voestalpine-Vorstand und als solcher Chef der Edelstahl-Division ("High Performance Metals"), die nach der Übernahme von Böhler-Uddeholm 2007 zum Konzern dazugekommen war, sprach am Dienstag von einem "epochalen Schritt". Die neue Anlage werde das "modernste Edelstahlwerk der Welt" sein. Rotter zufolge werden mit der Investition am Standort Kapfenberg mehr als 3000 Jobs in der Region langfristig abgesichert. Direkt im neuen Werk selbst sollen aufgrund des hohen Digitalisierungsgrades zukünftig rund 200 Mitarbeiter beschäftigt sein.

Gebaut wird auf rund 50.000 m2 Fläche. Zunächst einmal muss aber das Baufeld eingeebnet werden. Die Energieversorgung läuft über zwei Umspannwerke, daneben müssen auch Zufahrtsstraßen und Montageplätze angelegt werden. Bis zum Sommer sollen die ersten Vergaben für den Hallen- und Anlagenbau erfolgen. Ab 2019 ist die Installation der Aggregate geplant. Laut Voestalpine werden während der dreijährigen Bautätigkeit vor Ort bis zu 1000 temporäre Arbeitsplätze geschaffen.

Volkswirtschaftliche Effekte

Kernstück der Anlage ist ein Elektrolichtbogenofen, der hochreinen Schrott in Kombination mit verschiedensten Legierungsmetallen zu Edelstählen erschmilzt, wie im Konzern erläutert wird. Der Ofen wird zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden. Außerdem soll ein Rückgewinnungssystem dafür sorgen, dass die erzeugte Wärme werksintern weiterverwendet und in das öffentliche Fernwärmenetz eingespeist wird. "Was die Kühlung der Produktionsanlagen betrifft, kann dank geschlossener Kreisläufe eine Reduktion der benötigten Kühlwassermengen um bis zu 90 Prozent erzielt werden", so die Voestalpine.

Investiert werden soll in Kapfenberg aber nicht nur ins neue Werk. Geld soll in den kommenden fünf Jahren auch in den Ausbau des Bereichs Aerospace (Luft- und Raumfahrt) sowie in die Metallpulverproduktion für den 3D-Druck fließen. 2019 etwa soll eine Titan-Druck-Anlage ihren Betrieb aufnehmen, kündigte Rotter an. In Summe könne man deshalb für den Standort Kapfenberg von Investitionen in Höhe von rund 500 Millionen Euro sprechen.

Indes löst das Großprojekt des neuen Werks maßgebliche volkswirtschaftliche Effekte aus. Wie das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) erhoben hat, wird allein in der Bauphase (2018 bis 2021) österreichweit eine Bruttowertschöpfung von rund 240 Millionen Euro generiert. 145 Millionen Euro davon entfallen auf die Steiermark. Der durch das Vorhaben ausgelöste Produktionswert liegt alles in allem bei rund 575 Millionen Euro (davon Steiermark: 375 Millionen Euro). Indirekt sichert das Projekt in der Bauphase laut IWI 3500 nationale Jobs ab, davon mehr als die Hälfte allein in der Steiermark.

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