Mit der heutigen ersten internen Parteiversammlung (Caucus) der Demokraten in Iowa und der Vorwahl (Primary) in New Hampshire am 27. Jänner startet der Entscheidungsprozess, welcher der acht Bewerber am 2. November gegen US-Präsident George W. Bush antreten wird.
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Bundesweit ist der Ex-Gouverneur von Vermont, Howard Dean, derzeit aussichtsreichster demokratischer Kandidat. Er ist als kaum bekannter Außenseiter gestartet und arbeitete sich mit seiner frühzeitigen und klaren Opposition gegen Bushs Kriegskurs im Irak und seinem generell direkten Konfrontationskurs zum Präsidenten letztlich an die Spitze der Herausforderer. Dennoch könnte ihm der frühere General und NATO-Oberkommandierende Wesley Clark, der Bushs Feldzug gegen Bagdad ebenfalls als desaströsen Fehler brandmarkt, durchaus noch den Rang streitig machen. Er besetzt bei landesweiten Erhebungen recht konstant den zweiten Platz und holte zuletzt weiter auf. Auch beim Sammeln von Wahlkampfspenden konnte zuletzt nur Clark einigermaßen mit Dean mithalten.
Von den übrigen sechs Kandidaten werden gerade noch die Senatoren John Kerry und Dick Gephardt , dem Liebling der Gewerkschaften, Chancen zugesprochen. Bob Edwards, Joe Liebermann, Dennis Kucinich und der Bürgerrechtler Al Sharpton sind hingegen quasi aus dem Rennen.
Dämpfer für Clark
Obwohl Dean die bundesweiten Umfragen anführt, schossen sich die Republikaner vor allem auf Clark ein, der in Iowa gar nicht antritt. Der Ex-Gouverneur von Vermont ist der Lieblingsfeind der Rechten. Sie fiebert seiner Nominierung geradezu entgegen. Clark wird aufgrund seiner gewichtigen militärischen Vergangenheit als gefährlicherer Gegner für den amtierenden Präsidenten eingeschätzt. Angesichts der anhaltend instabilen Lage im Irak und den Bedrohungen des internationalen Terrors könnte Clark, der den NATO-Militäreinsatz im Kosovo-Krieg angeführt hatte, für die Bevölkerung glaubwürdiger gegen Bush argumentieren als der brachiale Liberal-Rhetoriker Dean. Um ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, wollen sie den General nun als Befürworter des Irak-Feldzuges darstellen. Sie veröffentlichten am Freitag Auszüge Aussagen von Clark vor einem Kongressausschuss vom September 2002, in denen er der Anwendung von Gewalt gegen die Herrschaft Saddam Husseins angeblich befürwortet hatte. Clark sieht hinter den "völlig aus dem Zusammenhang gerissenen" Veröffentlichungen reines Wahlkalkül: "Offenbar haben sie schließlich kapiert, dass ich die größte Bedrohung für George Bush bin".
Clinton-Bonus
Innerhalb der Demokraten herscht gegenüber dieser Einschätzung keine Einigkeit. Clark hat zwar mit dem populären Ex-Präsidenten Bill Clinton das bedeutendste politische Schwergewicht im Rücken, aber auch Dean kann auf anerkannte Köpfe der demokratischen Bewegung zurückgreifen. Zuletzt gab Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter eine öffentliche Unterstützungserklärung für ihn ab und streute ihm beim gestrigen gemeinsamen Wahlkampf-Auftritt Rosen. Schon im Dezember hatte sich Clintons ehemaliger Vizepräsident Al Gore überraschend hinter Dean gestellt.
Die Wahl zwischen den beiden Rivalen dürfte dem Parteivolk schwerfallen, da sie sich ob der ähnlichen "Anti-Establishment"-Programmatik fast nur durch ihr Temperament - Clark wirkt besonnen, Dean hingegen wie ein Haudrauf - unterscheiden. Jedenfalls steht dem internen Sieger mit Fix-Kandidat Bush ein mächtiger Gegner mit derzeit wieder steigender Popularität gegenüber.