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Die Vorzeichen stehen nicht wirklich gut für die Verhandlungen zu einem neuen Lehrerdienstrecht. Noch bevor sich die Vertreter des Bundes (Unterrichtsministerin Claudia Schmied, Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Finanzministerin Maria Fekter) mit den Lehrergewerkschaftern an einen Tisch gesetzt haben, heißt es von denen, was sicher nicht geht: mehr Arbeit ohne entsprechende Gehaltserhöhung.
Denselben Streit gab es schon 2009, als Schmied aus Geldknappheit die Lehrer zu zwei Stunden mehr Unterricht verdonnern wollte. Damals stellte sich die ÖVP hinter die Gewerkschafter, und die SPÖ-Führung ließ Schmied kläglich im Stich. Diesmal sind die Vorzeichen anders: Die ÖVP steht zu dem Plan, Junglehrer zu mehr Zeit in der Schule zu verpflichten.
Die Lehrer fühlen sich wieder einmal verunglimpft. Das sei ja gerade so, als ob die Arbeit außerhalb des Klassenzimmers - also Vorbereitung, Korrektur etc. - keine Arbeit wäre, dabei hätte eine Arbeitszeitstudie gezeigt, dass die Lehrer gleich viel arbeiteten wie alle anderen Österreicher, sagt zum Beispiel AHS-Gewerkschafter Eckehard Quin. Das mag für Lehrer mit korrekturintensiven Fächern wie etwa Deutsch durchaus stimmen. Allerdings dürfte sich der Korrekturaufwand etwa in Geografie oder Geschichte durchaus in überschaubaren Grenzen halten.
Das viel größere Problem für die anstehenden Verhandlungen ist aber, dass beide Seiten von völlig verschiedenen Annahmen ausgehen. Die Lehrervertreter können sich eine Änderung des Besoldungsschemas mit höheren Anfangs- und niedrigeren Endgehältern (bei gleicher Lebensverdienstsumme) durchaus vorstellen. Ansonsten möchten sie nicht viel ändern. Natürlich nicht, denn eine grundlegende Änderung des Berufsbildes Lehrer muss für einen Lehrervertreter einer Infragestellung des eigenen Berufslebenskonzepts gleichkommen.
Andererseits klingt das, was sich die Bildungsministerin unter Reform des Lehrerdienst- und Besoldungsrechts vorstellt, nach reformpädagogischer Schwärmerei: der Lehrer als Bildungsbegleiter, der gerne auch mal bis 20 Uhr mit den Schülern zusammensitzt und sie betreut. Um das künftigen Lehrern schmackhaft zu machen, müsste man ordentlich an der Gehaltsschraube drehen. Spätestens da käme dann wohl das Nein der ÖVP.