Nach zehn Jahren an der Spitze wird sich der 50-Jährige nicht mehr um diese Funktion bewerben.
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Konrad Pesendorfer hat in einem Brief an Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein vom 26. November 2019 nach zehn Jahre an der Spitze der Statistik Austria seine Kündigung als fachstatistischer Generaldirektor bekannt gegeben.
"Da einen Monat vor diesem Zeitpunkt weder eine Ausschreibung zur Besetzung dieser Position durch das Bundeskanzleramt als Aufsichtsressort vorgenommen wurde und man auch mit der derzeitigen Geschäftsleitung bezüglich einer Übergangsregelung bis zu einer etwaigen Ausschreibung und Besetzung der neuen Geschäftsleitung keinen Kontakt gesucht hat, möchte ich Ihnen auf diesem Weg mitteilen, dass ich für die Funktion als fachstatistischer Generaldirektor bei Statistik Austria nach dem 31. 12. 2019 nicht mehr zur Verfügung stehe."
Die Übergangsregierung wollte die Besetzung dieser Funktion der neuen Regierung überlassen, eine Ausschreibung hätte laut Stellengesetz bis spätestens Ende Jänner 2020 erfolgen müssen.
Bereits im Februar hat es geheißen, dass der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz einen Totalumbau der Statistik Austria planen soll, in dem Pesendorfer keine führende Funktion mehr haben sollte. Pesensorfer hat daraufhin vorgeschlagen, die Statistik Austria an den Nationalrat anzudocken, um die Unabhängigkeit zu wahren. Diesen Vorschlag wiederholt Pesendorfer auch jetzt in seinem Rücktrittsschreiben an Bierlein, dem er fünf Punkte für eine Strukturreform anschloss.
Die weiteren Empfehlungen für eine neue Regierung: Datenlücken - etwa bei der Kindergesundheit - zu schließen; den Datenzugang für die Wissenschaft verbessern; die Governance von Statistik Austria zu verbessern (Aufhebung der Trennung von fachstatistischem Bereich, Finanzen und inhaltlicher Verantwortung sollte aufgehoben werden); schließlich die Schließung der Finanzierungslücke (die Dotierung sei seit dem Jahr 2000 nicht mehr erhöht worden, heuer werde die Statistik Austria daher Verluste schreiben).
Pesendorfer war der erste Mann an der Spitze des österreichischen Statistikamts, der nicht nur Zahlen generierte und veröffentlichte, sondern diesen auch eine Interpretation mit auf den Weg gegeben hat. Er hat die Funktion durchaus politisch ausgelegt, was schließlich zu Debatten um seine Ablöse geführt hat. Pesendorfer ist anerkannter Volkswirt mit hervorragenden internationalen Referenzen. "Zahlen bitte!! - Was Sie schon immer über Österreich wissen wollten" heißt das jüngste Buch von ihm, das heute Abend im Renner Institut präsentiert wird.