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Japan-Beben lässt Ölpreis abstürzen. | Opec sieht keinen Versorgungsengpass. | Wien. So schnell kann es gehen: Nachdem die Öl-Spekulanten nach Produktionserhöhungen der Opec schon am Donnerstag begonnen hatten, ihre Gewinne der letzten Wochen zu realisieren, brachte das Erdbeben vor Japan und die nachfolgende Tsunami-Flutwelle den Ölpreis an den internationalen Börsen am Freitag vollends auf Talfahrt: Wenn der Großimporteur Japan wegen der Zerstörungen in seiner Industrie weniger Öl abnimmt, dann sinken die Preise, so die Überlegung. Brent-Öl wurde um drei Dollar billiger knapp unter 113 Dollar gehandelt. Auch US-Öl der Referenzsorte WTI verbilligte sich um etwa 2 Prozent, nachdem der in Saudi-Arabien angekündigte "Protesttag" ohne Zwischenfälle verlief.
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Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) sieht bei Rohöl keinen Versorgungsengpass durch die Libyen-Krise. Die Förderung der 12 Mitgliedstaaten habe im Februar den höchsten Wert seit September 2008 erreicht, heißt es im Monatsbericht des Kartells, der am Freitag in Wien veröffentlicht wurde. Zudem verfüge die Opec über hohe Reservekapazitäten von 6 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag, auch die Lagerbestände vor allem in Industrieländern seien hoch.
Opec förderte zuletzt 110.000 Barrel Öl mehr
"Die Opec beobachtet die Entwicklungen auf dem Ölmarkt genau und ist bereit zu reagieren, sobald es nötig ist, um die Marktstabilität zu sichern", heißt es in dem Bericht. Analysten der Commerzbank in Frankfurt schrieben am Freitag, dass die Ausfälle aus libyscher Produktion von rund einer Million Barrel am Tag derzeit durch Saudi-Arabien ausgeglichen würden.
Die Gesamtfördermenge der 12 Opec-Mitgliedstaaten stieg im Februar aufgrund der erhöhten Produktion der Saudis sowie wegen zusätzlicher Förderungen in Angola, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait, Iran und Venezuela um 111.000 Barrel am Tag. Die Opec förderte in dem Monat insgesamt rund 30 Millionen Barrel am Tag, das sind etwa 34 Prozent der weltweiten Förderung.
Wien: "Derzeit keine unmittelbaren Schritte"
In Österreich, wo zuletzt die Wogen wegen der nominell auf Rekordhöhe gestiegenen Spritpreise hochgingen, will Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner nun "derzeit keine unmittelbaren Schritte" setzen. Wann der von ihm am Mittwoch dieser Woche angekündigte Spritpreis-Gipfel stattfinden wird, ist weiterhin offen. Mitterlehner wolle sich bei einem "informellen Treffen" in erster Linie informieren. Ob es konkrete Ergebnisse gebe, werde man danach sehen, so Minister-Sprecherin Waltraud Kaserer am Freitag.
Während FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache das "Gerede" um Preistransparenz als "wenig hilfreich" bezeichnete und "zumindest" die Halbierung der Mineralölsteuer forderte, wollten die Grünen weiterhin den "Wettbewerb genauer unter die Lupe nehmen". Die Mineralölsteuer wieder zu senken, wäre aber der falsche Weg, betonte der stellvertretende Grünen-Bundessprecher Werner Kogler und gab zu bedenken: "Jeder, der behauptet, dass das Rohöl langfristig billiger wird, ist ein Scharlatan."
Der Arbö erinnerte daran, dass der Spritpreisrekord mehrheitlich internationale Wurzeln hat. "Der enorme Preisauftrieb bei Diesel ist zu gut 60 Prozent international bedingt und zu 40 Prozent hausgemacht. Bei Eurosuper95 sind 57 Prozent auf den generellen Preisanstieg zurückzuführen und 43 Prozent hausgemacht", rechnete Arbö-Sprecherin Lydia Ninz vor.
Außerdem fordert der Autofahrerbund angesichts der aktuellen Turbulenzen um die Spritsorte E10 in Deutschland, die für Oktober 2012 geplante Einführung des Biosprits dringend zu verschieben. "Nicht nur, dass viele Autos E10 nicht verkraften und der Umweltnutzen ohnehin fraglich ist, sondern vor allem, weil wegen des hohen Getreidepreises E10 momentan sogar noch teurer ist als Diesel", so Ninz.
Sprit weiter billiger als im EU-Schnitt
Eurosuper ist um 13,18 Cent und Diesel um 3,26 Cent pro Liter billiger als im EU-Durchschnitt, zitierte das Wirtschaftsministerium - wie jede Woche - den Treibstoffpreis-Monitor der Europäischen Kommission, bei dem die Treibstoffpreise vom 7. März 2011 europaweit verglichen werden.
Netto ist der Unterschied allerdings auf 3,4 Cent pro Liter Eurosuper gesunken. Bei Diesel ist der Abstand seit der hiesigen Mineralölsteuererhöhung auf 2,72 Cent geschrumpft.