Zum Hauptinhalt springen

Statt tristem Walzer eine Polka

Von Edwin Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Die Wiener Philharmoniker bedauern außerordentlich, das bereits bekanntgegebene Programm des Neujahrskonzertes 2015 abändern zu müssen. Das im Gedenken an den 150. Geburtstag von Jean Sibelius angesetzte Werk Valse triste wird wegen unannehmbarer Forderungen des Verlages im Rahmen des Neujahrskonzertes 2015 nicht aufgeführt werden." So steht’s in der Aussendung. Da beginnt man zu rätseln. Was mögen die "unannehmbaren Forderungen" von Breitkopf & Härtel sein? Von Seiten des Orchesters gab’s leider keine Auskunft. Da entstehen Vermutungen. Sollte der Verlag verlangt haben, die Lipizzaner müssten zu Sibelius’ Walzer eine Mazurka tanzen? Oder dass der Dirigent Zubin Mehta auf der Pauke einen Handstand mache? Oder gar, der Basstubist müsse sein Solo in einer Badewanne blasen - obwohl es in dem Werk gar keinen Part für die Basstuba gibt.

Dennoch halte ich das immer noch für wahrscheinlicher als die an den Haaren herbeigezogene Vermutung, der Verlag könne wegen der internationalen Ausstrahlung des Neujahrskonzerts höhere Tantiemen verlangt haben und die Philharmoniker seien nicht gewillt, diese zu bezahlen. Immerhin haben die Philharmoniker jüngst den Birgit-Nilsson-Preis in Höhe von einer Million Dollar entgegengenommen. Da können die Kassen nicht leer sein. Wenn doch: beim Neujahrskonzert einfach Sammelbüchsen aufstellen "für das notleidende Orchester". Statt des "Valse triste" wird jetzt die "Annen Polka" von Johann Strauss Sohn gespielt. Entsprechend interpretiert, kann auch die eine sehr traurige Angelegenheit werden.