Dem Vernehmen nach braucht der "Höllenhund" Geld und will aussteigen. | Verhandlungen mit BayernLB und deutscher Postbank? | Wien. Gerade erst für eine Milliarden-Summe verkauft, könnte die Bawag schon in Bälde neue Eigentümer be kommen. Angeblich will der US-Fonds Cerberus aus der vom ÖGB vor nicht einmal einem Jahr übernommenen Bank wieder aussteigen.
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Die Amerikaner brauchen dem Vernehmen nach rasch Geld - und sind deshalb auf der Suche nach einem Käufer für ihren 89-Prozent-Anteil am fünftgrößten Finanzinstitut des Landes. Davon sprechen jedenfalls gut informierte Quellen.
Wie andere große Hedge-Fonds (wie etwa Blackstone und Carlyle) soll die Finanzkrise auch Cerberus, den "Höllenhund", mächtig beuteln. "Das pfeifen die Spatzen schon seit Monaten von den Dächern", heißt es dazu in der Branche. Außerdem hat Cerberus mit der defizitären Neuerwerbung Chrysler schwer zu kämpfen.
Mit Interessenten für die Bawag soll der US-Mehrheitsaktionär bereits verhandeln. Konkret ist hinter vorgehaltener Hand von der deutschen Postbank und der BayernLB, der Mutter der Kärntner Hypo Alpe-Adria, die Rede. Gut möglich wäre jedoch, dass noch andere Interessenten (Raiffeisen und Erste Bank) dazukommen.
"Langfristige Strategie"
Im Wiener Headquarter der Bawag werden die Verkaufsgerüchte vehement zurückgewiesen: "Das ist völliger Nonsens - an der Sache ist rein gar nichts dran." Cerberus verfolge bei der Bawag eine "langfristige Strategie". Langfristig heißt in diesem Zusammenhang etwa fünf Jahre. So zumindest war das von Cerberus bisher stets kommuniziert worden. Nach dem Einstieg im Mai 2007 hatte es immer wieder geheißen, dass man einen Exit - eventuell über einen Börsegang - für frühestens 2012 ins Auge fasse.
"Wenn es stimmt, dass Cerberus schon jetzt aussteigen will, wäre das ein Zwangsverkauf", sagt Hannes Androsch. Ihm selbst ist jedoch "nichts Konkretes bekannt". Androsch, einst Finanzminister, jetzt Industrieller, hält gemeinsam mit der Tiroler Managerfamilie Marsoner 2 Prozent an der Bawag. Er sitzt auch in dem von Cerberus dominierten Aufsichtsrat der übergeordneten Bawag-Holding. Erst kürzlich, so Androsch, habe es ein Meeting gegeben, an dem auch Bawag-Vorstandschef David Roberts (ein Cerberus-Mann) teilgenommen habe. "Von einem vorzeitigen Rückzug der Amerikaner habe ich dort nichts gehört", betont der sozialdemokratische Ex-Spitzenpolitiker im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Nochmals zurück zu den Gerüchten: Die Postbank, bei der selbst gerade der Verkauf durch ihre Mutter, die Deutsche Post, läuft, soll am Privatkunden-Geschäft der Bawag Interesse haben. Die BayernLB hingegen - sie war bis vor vier Jahren an der Bawag minderheitlich beteiligt und zog im Bieterfinale Ende 2006 gegen Cerberus den Kürzeren - soll am Firmenkunden-Geschäft der Bank interessiert sein. Bei beiden Instituten heißt es dazu nur: "Derartige Gerüchte werden von uns grundsätzlich nicht kommentiert."
Für den Bawag-Kauf hat Cerberus im Vorjahr fast 3 Mrd. Euro in die Hand genommen. Um die 200 Mio. Euro kamen zusätzlich von den österreichischen Partnern. Post, Generali, Wüstenrot und Androsch halten zusammen 11 Prozent.