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Steiermark: Auffälliges und Skurriles

Von Gerald Jatzek / WZ Online

Politik

Scherze bei der SPÖ | ÖVP setzte auf Gott | Heimspiel für Kaltenegger


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Früher Jubel bei der SPÖ

Schon kurz nach Mittag kam in der steirischen SPÖ-Zentrale in der Hans-Resel-Gasse auf. "Absolute wird es voraussichtlich keine", kommentierte Geschäftsführer Hans Marcher die laufend eingehenden Ergebnisse, die einen deutlichen Vorsprung für die Sozialdemokraten auswiesen.

In den ländlich strukturierten Gemeinden der Ost- und Obersteiermark wie Fürstenfeld, Feldbach oder Murau ergab sich ein einheitlicher Trend: Die SPÖ konnte Gewinne im Ausmaß von zehn und mehr Prozentpunkten im Vergleich zur Landtagswahl 2000 einfahren. Die Gewinne der Sozialdemokraten entsprachen dabei oft den Verlusten der ÖVP.

Letzte Hoffung der ÖVP

Mit einem "guten Gefühl" und dem Gefühl gab Waltraud Klasnic (ÖVP) am Vormittag ihre Stimme ab. Zuvor wollte sie um 7.00 Uhr eine Messe in der Domkirche besuchen, wo der erste Gottesdienst allerdings erst um 8.30 Uhr begann. Auch in der Mariahilfer Kirche hatte sie kein Glück.

Zwischen blankem Entsetzten, Bangen und Hoffen schwankte am frühen Sonntag-Nachmittag die Stimmung in der ÖVP-Zentrale in Graz."Oh mein Gott", entfuhr es einem Wahlhelfer als ein Teilergebnis auf dem Bildschirm erschien, in dem die ÖVP deutlich von der SPÖ überholt wurde.

In der Gemeinde St. Johann bei Herberstein (Bezirk Hartberg) hat die Diskussion um freihändige Förderungen für den Tierpark der Volkspartei klar geschadet. Sie verlor 10,5 Prozentpunkte, die SPÖ konnte 10,32 Prozentpunkte dazugewinnen, bleibt jedoch zweite Kraft.

Auch das misslungene Red Bull-Projekt "Spielberg I" wirkte sich deutlich aus: In der Gemeinde Spielberg verlor die ÖVP 15,83 Prozentpunkte. In der angrenzenden Stadt Zeltweg fuhr die ÖVP ebenfalls einen Verlust von 9,05 Prozentpunkten ein.

Grundmandate

Die ÖVP hat bei in allen vier Wahlkreisen Grundmandate verloren; in zwei Wahlkreisen - Mittel- und Untersteiermark sowie Obersteiermark - sogar zwei. Umgekehrt hat die SPÖ in allen Wahlkreisen ein bis zwei Mandate dazugewonnen.

Der Wahlkreis 1 Graz und Umgebung erwies sich einmal mehr als das beste Pflaster für Kleinparteien: Sowohl KPÖ als auch Grüne machten ihre Grundmandate dort.

KP verfünzigfacht ihre Wähler

Eine beachtlichen Erfolg konnte der KPÖ-Spitzenkandidat Ernest Kaltenegger in seiner Heimatgemeinde Obdach (Bezirk Judenburg) für sich verbuchen: Gegenüber 2000 konnte er das KP-Wählerreservoir von zwei auf 102 Stimmen oder von 0,16 auf 8,01 Prozent schrauben.

In den Industriegemeinden der Mur-Mürz-Furche kam die KPÖ stets über die Fünf-Prozent-Marke. In Leoben kamen die Kommunisten auf 9,71 Prozent.

Grüne: Böse Umfrager

Den Grünen bescherte die steirische Landtagswahl das erste Minus seit sechs Jahren. In allen anderen Wahlen unter der schwarz-blauen Bundeskoalition haben die Grünen - meist sehr deutlich - zugelegt; sowohl in den neun Landtagswahlen der ersten Runde seit 2000 als auch in den Bundeswahlen.

Zu den Umfragen, die alle ein besseres Abschneiden der Grünen prognostiziert hatten, meinte Abgeordnete Peter Hagenauer, diese Befragungen vor der Wahl würden "der Manipulation dienen. Die Leute glauben dann, den Grünen geht es schon so gut, die brauchen wir gar nicht zu wählen".

Belohnt und bestraft wurden die Grünen für ihre Kernthemen: Große Gewinne gab es in Weng bei Admont zu, wo ein Gipsabbau geplant ist, als auch bei den Gemeinden entlang der geplanten 380-kV-Stromleitung durch die Südoststeiermark. Herbe Verluste mussten die Grünen hingegen in Spielberg hinnehmen, wo sie Kritik am Motorsport- und Aviationprojekt geübt hatten.

BZÖ: Ganz böse Umfrager

BZÖ-Chef Gerald Grosz konnte das Abschneiden seiner Partei klar analysieren: "Gezielt eingesetzte und getürkte Parteiumfragen haben die steirische Wahl zu einem Richtungswahlkampf zwischen rot und schwarz gemacht."

FPÖ: Trost aus Wien

Der Wiener FP-Landesparteisekretär Harald Vilimsky zog seine eigenen Schlüsse: "In Wien sind wir weiterhin auf Kurs Richtung Zweistelligkeit, wie alle Umfragen zeigen."

Hirschmann: Nur eine Nebenbeschäftigung

Gerhard Hirschmann gab sich gelassen, als wäre eine Wahl ein Freizeitvergnügen: "Das Experiment der Liste Hirschmann ist danebengegangen. Sicher, es gibt schönere Tage. Aber es ist kein Tag des Weltuntergangs. Es war eine schöne Nebenbeschäftigung."

Der Organisationsleiter von Ex-Landesrat Gerhard Hirschmann, Helmut Oberrauner, meinte, bei der Wahl sei es "nie um Themen, sondern nur um eine Schmutzkübelkampagne gegangen". Hirschmann hätte sich nicht so wie die Mitbewerber präsentieren können.

(Quellen: APA)