KPÖ drittstärkste Partei | Grüne retten sich durch Grazer Grundmandat | FPÖ, BZÖ und Hirschmann nicht im Landtag | Die SPÖ hat die steirische Landtagswahl klar für sich entschieden. Nach Hochrechnungen könnten Voves & Co die Volkspartei um drei Prozentpunkte abhängen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die erste Hochrechnung von SORA für den ORF gibt den Sozialdemokraten 41,7 Prozent, das ist ein Plus von 9,4 Prozentpunkten gegenüber der Landtagswahl 2000. Die bisherige Mehrheitspartei ÖVP hat demnach 8,9 Prozentpunkte verloren und erreicht 38,4 Prozent.
Neu auf Rang drei ist die KPÖ, die mit 5,5 Prozent rechnen darf. Ebenfalls fix im Landtag sind nach dieser Hochrechnung die Grünen, haben mit 4,6 Prozent klar verloren, kommen jedoch durch das Grundmandat in Graz in den Landtag.
Aus der Hochrechnung ergibt sich folgende Zusammensetzung des Landtags: 26 Mandate SPÖ (plus 7), 23 Mandate ÖVP (minus 3), 4 Mandate KPÖ (plus 4) und drei Mandate Grüne (+/- 0).
Das Rennen um die Stimmen aus dem freiheitlichen Lager hat die FPÖ mit laut Hochrechnung 4,6 Prozent gegenüber dem BZÖ, das nur mit 1,7 Prozent rechnen darf, klar für sich entschieden. Im Oktober 2000 hatten noch 12,4 Prozent die FPÖ gewählt Wahlkampf-Aufreger Gerhard Hirschmann wird mit seiner Liste über 2,4 Prozent nicht hinaus kommen.
SPÖ gewinnt Wähler zurück
Was sich in den letzten Wochen abgezeichnet hatte, wurde bereits durch die ersten Ergebnisse bestätigt. "Wir schaffen es", tönte SP-Geschäftsführer Marcher kurz nach 13.00 Uhr schon siegessicher in die Runde der Interessierten, Parteifunktionäre, Journalisten und Adabeis. Auf der Vidiwall wurden die Ergebnisse auf die Wand im Foyer projiziert, bei jenem Einzelergebnis, dass wieder Zugewinne für die SPÖ brachte, gab es Applaus und Beifallskundgebungen. Nach den internen Hochrechnungen lag die SPÖ zu diesem Zeitpunkt mit 43 Prozent ziemlich deutlich vor der ÖVP mit 39 Prozent.
In den alten Hochburgen der Mur-Mürzfurche konnte die SPÖ klar ehemalige Wähler vor allem von der FPÖ zuückgewinnen. Die Kommunisten konnten praktisch aus dem Stand fünf bis sieben Prozent erreichen. Verluste gab es für ÖVP und FPÖ.
Der intensive Wahlkampf und das Interesse Restösterreichs führten zu einer gestiegenen Wahlbeteiligung.
Drei große VP-Niederlage in den Ländern
Der Verlust der Mehrheit bei der Landtagswahl in der Steiermark ist die dritte große Wahlschlappe auf Landesebene, seit die ÖVP den Bundeskanzler stellt. Vor rund 19 Monaten, im März 2004, büßte die ÖVP im ebenfalls traditionell schwarzen Salzburg die Mehrheit ein und musste den Landeshauptmann-Sessel der SPÖ überlassen.
Einen herben Verlust musste die Volkspartei am selben Tag auch in Kärnten einstecken. Die ÖVP büßte 9,10 Prozentpunkte ein und stürzte auf 11,64 Prozent ab - das schlechteste Ergebnis, das jemals eine der beiden Großparteien SPÖ oder ÖVP bei einer der bis dahin 118 Landtagswahlen und den Nationalratswahlen der Zweiten Republik einstecken musste.
Das steirische Ergebnis wird zwar deutlich höher ausfallen (laut Hochrechnung rund 39 Prozent) - aber die mit nur einer kurzen Unterbrechung seit 1945 gehaltene Position der stimmenstärksten Partei ist weg. Parteiintern fallen die steirischen Schwarzen damit bei den Landtags-Ergebnissen voraussichtlich von Platz 4 auf Platz 5 - hinter Oberösterreich - zurück. Auf Platz 6 liegt Salzburg mit 37,92 Prozent im Jahr 2004.
Nicht wunschgemäß verlaufen, aber dann doch als "Erfolg" verkauft wurde auch die EU-Wahl im Vorjahr: Der ÖVP gelang es nicht - wie bei der Nationalratswahl 2002 - die SPÖ zu überholen; sie verlor (bei geringem Stimmenzuwachs) sogar ein Mandat.
Graz: SPÖ erster, Grundmandat für die Grünen
Auch in Graz ist es der SPÖ gelungen, das Ergebnis umzudrehen. Mit einem Plus von 6,59 Prozentpunkten und 33 Prozent gelang es, die ÖVP zu überrunden, die mit minus 9,57 Prozentpunkten auf 31,04 Prozent zurückgefallen ist. Die KPÖ unter Ernest Kaltenegger konnte zwar nicht an das Gemeinderatsergebnis von 2003 anschließen, legte aber dennoch gegenüber 2000 um 10,94 Prozentpunkte zu, was mit 14,03 Prozent Platz drei - vor den Grünen - bedeutete.
Die Grünen verloren 1,80 Prozentpunkte und kamen auf 10,67 Prozent. Die FPÖ verlor fast zwei Drittel ihrer Wähler und rasselte von 14,04 auf 5,53 Prozent hinunter - damit war das Grundmandat verpasst. Ziemlich deutlich vom Grundmandat entfernt blieben das BZÖ (2,03 Prozent) und die Liste Hirschmann (2,65 Prozent) sowie die Liste "parteifrei" mit 1,05 Prozent. Gestiegen ist die Wahlbeteiligung, nämlich von 63,01 auf 65,39 Prozent.