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In gut einer Woche wird in der Steiermark gewählt. Ein Überblick über die Lage, Themen und Kandidaten der Parteien.
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Der steirische Wahlkampf geht in die Endphase. Nur noch eine gute Woche verbleibt den Parteien, bis am 24. November der Landtag gewählt wird. Ein Überblick über die Ausgangslage.

Umfragen sehen die ÖVP deutlich auf Platz eins - mit bis zu 34 Prozent. Selbstbewusst zeigt sich auch Landeshauptmann und ÖVP-Spitzenkandidat Hermann Schützenhöfer: "Meine Zeit ist beendet, wenn ich nicht Erster werde", erklärte er.
Die ÖVP hofft auf den bundesweiten Trend, der sie von Wahlsieg zu Wahlsieg führt. Zudem hat sie das Klimathema für sich entdeckt: Sie fordert EU-weite CO2-Zölle und eine Klimaprämie für Investitionen zur Emissionsreduktion. In der künftigen Landesregierung soll es ein eigenes Ressort für Klimaagenden geben. Daneben findet sich im Wahlprogramm auch der Ruf nach mehr Polizisten, einer Ausbildungsoffensive und dem Ausbau der Breitbandinfrastruktur.
Schützenhöfer trat nach seiner kaufmännischen Lehre in die Junge ÖVP ein, nach der Landtagswahl 2005 wurde er Landeshauptmannstellvertreter. Zehn Jahre später stieg er zum Landeshauptmann auf. Die SPÖ lag zwar bei der Landtagswahl 2015 mit 29,3 Prozent vor der ÖVP (28,5). Der damalige Landeshauptmann Franz Voves befürchtete aber eine schwarz-blaue Koalition, weshalb er Schützenhöfer sein Amt überließ.

Nicht nur wegen des fehlenden Amtsinhaberbonus ist die Lage für die SPÖ schwierig. Der rote Abwärtsstrudel im Bund droht auch die Landespartei mitzureißen. Spitzenkandidat und Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer rechnet sich dennoch Chancen auf Platz eins aus.
Thematisch forciert auch die SPÖ den Klimaschutz: Sie will den öffentlichen Verkehr und erneuerbare Energien ausbauen. Weiters fordern die Sozialdemokraten eine ökologische Steuerreform, ein neues Pflegekonzept und den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze.
Der Wahlkampf der Roten ist stark auf Spitzenkandidat Schickhofer zugeschnitten. Er studierte Betriebswirtschaft, Jus und Politikwissenschaften und arbeitete für Magna. 2005 wurde er Referent im Büro von Voves, seit 2016 führt er die steirische SPÖ. Bei den starken Schneefällen 2019 trat der Katastrophenschutzreferent öffentlichkeitswirksam als Krisenmanager in Erscheinung.

Dem Kampf gegen den Abwärtstrend hat sich die steirische FPÖ verschrieben. Größere Verluste sollen nach den Wahlniederlagen im Bund und in Vorarlberg verhindert werden. Dazu forcieren die Blauen das Migrationsthema. Am Dienstag brachten sie zwei Dringliche Anfragen zu Straftaten in Asylheimen in einer Sondersitzung des Landtags ein. Auch positionieren sie sich als Gegenspieler zu einer möglichen türkis-grünen Bundesregierung. Zuletzt hatte die Partei aber auch mit der steirischen Liederbuchaffäre zu hadern.
In den Wahlkampf wird die Partei von Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek geführt. Der gelernte Kfz-Techniker und Unteroffizier beim Bundesheer kehrte im Mai 2019 auf seinen Posten als Klubobmann der steirischen FPÖ zurück.

Beschwingt vom Bundestrend, wollen die Grünen in der Steiermark nun zumindest zweistellig werden. Bei der Wahl 2015 waren es noch magere 6,68 Prozent gewesen. Zum Erfolg sollen die klassischen Themen führen - allen voran die Umwelt- und Klimapolitik. Daran schließt Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl an. Zu ihrem Leibthema, dem Vermeiden von Plastik, hat sie ein Buch verfasst: "Plastikfreie Zone: Wie meine Familie es schafft, fast ohne Kunststoff zu leben". Sie setzt sich für eine ökosoziale Steuerreform und eine bessere thermische Sanierung von Gebäuden und kommunalen Wohnhäusern ein.
Krautwaschl arbeitet als Physiotherapeutin in Graz und Umgebung. 2010 wurde sie für die Grünen Gemeinderätin in Eisbach, 2015 folgte der Einzug in den Landtag.

Der Einzug in den Landtag blieb den Neos 2015 noch verwehrt. Dieses Mal soll es gelingen. Neben dem Kernthema Bildung fokussieren sich die Neos auf den Bereich Innovation: Sie wollen die Steiermark zu einem Zentrum für autonomes Fahren machen. Zudem positionieren sie sich als die Transparenz- und Kontrollpartei.
Spitzenkandidat Niko Swatek fordert die Offenlegungen aller Parteifinanzen und eine "echte Kontrolle" durch den Landesrechnungshof. Der 28-jährige Physikstudent Swatek ist seit 2017 der einzige Neos-Vertreter im Grazer Gemeinderat. Im Wahlkampf wird er von der Weststeirerin und früheren Nationalratsabgeordneten Irmgard Griss unterstützt.

Seit 2005 ist die KPÖ eine konstante Größe im steirischen Landtag. Mit dem Fokus auf die Wohnpolitik soll auch bei dieser Wahl der Einzug gelingen. Die Kommunisten pochen auf leistbares Wohnen, Mieterschutz und stellen sich als "soziale Gewissen" dar. Sie unterstützten Bedürftige - auch mit ihrem eigenen Geld. Berufspolitiker dürfen nur rund 2000 Euro monatlich für sich selbst behalten, den Rest müssen sie spenden.
Spitzenkandidatin der Kommunisten ist Claudia Klimt-Weithaler. Die Kindergartenpädagogin gilt als Spezialistin in Sozialfragen. Klimt-Weithaler ist seit 2010 Klubchefin der steirischen KPÖ.