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Laut einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Linzer Institutes "spectra" hat die Euro-Skepsis der Österreicher wieder zugenommen. Der Leiter der Euro-Initiative der Bundesregierung, Rainer Newald, verweist dagegen auf Umfrageergebnisse, wonach sich eine Mehrheit der ÖsterreicherInnen für die Euro-Einführung aussprechen. Als "eine der Grundlagen der wirtschaftlichen Erfolgsstory Österreichs" sieht Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl die gemeinsame Währung - und dass der Euro vor allem "unter Imageproblemen" leide, erklärt Peter Ulram vom Institut Fessl+Gfk auf Anfrage der "Wiener Zeitung".
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Die Entscheidung für die neue europäische Währung werde seit Beginn der entsprechenden Umfragen 1997 nicht mehr so problematisch gesehen wie jetzt, ergab die "spectra"-Erhebung unter 1.000 Personen. 42% (August 1999: 30%) würden nun die Entscheidung, vom Schilling auf die neue Währung umzusteigen, als falsch beurteilen.
Über 50-Jährige besonders pessimistisch
Ein knappes Drittel sieht laut "spectra" dem Euro mit Überzeugung entgegen. Eindeutig pessimistisch zeigten sich die über 50-Jährigen mit einem Anteil von 52% Euro-Skeptikern. Relativ stabil sei die Überzeugung von der Richtigkeit der Entscheidung in den Reihen der höher Gebildeten.
Auch bei der Frage nach Einschätzung der Vorteile (von 20% der Befragten erwartet) bzw. Nachteile (39%) kommen die Skeptiker zunehmend aus dem mittleren Bildungsniveau und von den über 50-Jährigen. Am hoffnungsvollsten seien Personen mit Matura und Universitätsabschlüssen.
Dem entgegen verweist Newald auf eine Euro-Zustimmung in der Bevölkerung von 58% (Februar: 55%) - und damit auf steigende positive Tendenz. Österreich liege im EU-Durchschnitt, der laut letzter "Eurobarometer"-Umfrage bei ebenfalls 58% Zustimmung liege. Die Wirtschaft steht dem Euro entschieden positiv gegenüber: "Das ,Exportwunder Österreich´ basiert auf der Aufhebung der EU-Grenzen und dem Wegfall der Währungsrisiken", betont Leitl.
Die mediale Resonanz der Euro-Kursentwicklung trage viel zur Euro-Skepsis bei, ist Ulram überzeugt, wiewohl die Dollar-Euro-Relation - mit Ausnahme des Ölpreisanstieges - wegen der starken Handelsverflechtung Österreichs mit dem Euro-Raum kaum negative Auswirkungen hat. Meldungen über den Kursverfall ohne inhaltliche Auseinandersetzung mit den Hintergründen - wie etwa dem gleichzeitig stabilen Innenwert - würden auch laut Newald zur Verunsicherung in der Bevölkerung beitragen.
Euro-Einschätzung fußt auf emotionalen Faktoren
Die negative Euro-Einschätzung werde wesentlich von emotionalen Faktoren getragen, meint Ulram. Auch agiere die Europäische Zentralbank (EZB) "noch nicht so geschickt" wie die US-FED. Bei den amerikanischen Bürgern sei das Vertrauen in die US-Wirtschaft wesentlich größer, in der EU sei solch ein "starkes Zusammengehörigkeitsgefühl" noch nicht entwickelt: "Wenn sich FED-Chef Alan Greenspan zur US-Geldpolitik äußert, so gewinnen die Menschen ein ungleich höheres Sicherheitsgefühl, als wenn EZB-Präsident Wim Duisenberg sagt, dass der ,schwache´ Euro kein Problem ist!"