Zum Hauptinhalt springen

Steine auf Hochglanz poliert

Von Francesco Campagner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

40 Jahre Rolling Stones gehen auch am Fernsehen nicht spurlos vorüber, und der Kultursender Nummer 1, arte, zeigte am Sonntag eine Dokumentation des österreichischen Parade-

Duos Dolezal-Rossacher. "Let It Bleed" haben DoRo im Auftrag des ZDF produziert, der ORF hat dieses Ereignis auch brav angekündigt. So sehr die "Torpedo Twins" sonst genial-bunt-witzige Musikerporträts aus dem Hut zaubern können, so schwer taten sie sich mit den Stones. Denn irgendwie schien man all das, was Dolezal-Rossacher zeigten, schon in unzähligen Dokumentationen vor 5, 10 oder gar 15 Jahren gesehen zu haben: Die Stones feiern Jubiläum, eine Welt-Tournee wird angekündigt, ein chronologischer Blick zurück, Drogen, Sex & Rock 'n' Roll usw.

Die Stones sind, wie es Mick Jagger in einem Interview launig formulierte, einem fahrenden Zirkus ähnlich (geworden). Dies konnte man bei "Let It Bleed" auch deutlich sehen. Mit kritischerem Blick wartete die Sendung allerdings nicht auf. Wichtige Ereignisse im Dasein der Stones (z. B. Altamont) hat man anderswo schon wesentlich besser be- und durchleuchtet gesehen. Als ob die rollenden Steine sorgfältig auf die genehme Präsentation ihres Schaffens im Hintergrund geachtet hätten.

Nach zweieinhalb Stunden blieb das Gefühl zurück, eine Hochglanzpostille durchgeblättert zu haben: viele bunte Bilder und bedeutungsleere Sätze. Die Steine rollen noch, das Bluten hat schon längst aufgehört.