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Steiniger Weg der Kärntner Slowenen unter ein Dach

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik
Alle 164 vereinbarten Ortstafeln stehen mittlerweile, auch in Bad Eisenkappel - und dort sogar die größte Österreichs. Mit der im Jahr 2011 erreichten Ortstafellösung sind jedoch nicht alle zufrieden, vor allem nicht im Rat der Kärntner Slowenen.
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Zentralverband und Gemeinschaft einig, Rat will aber Direktwahlsystem.


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Wien. Seit über einem Jahr gibt es mittlerweile die Kärntner Ortstafellösung. Alle vereinbarten 164 Ortschaften sind mit zweisprachigen Beschilderungen versehen. Eigentlich wäre die Beendigung eines jahrzehntelangen Streits eine Gelegenheit zur Freude und eine Chance, die nächsten Schritte für eine neue Qualität des Miteinanders zwischen der deutschsprachiger Mehrheitsbevölkerung und der slowenischen Volksgruppe anzugehen. Allerdings hat sich der Rat der Kärntner Slowenen seither etwas in den Schmollwinkel zurückgezogen. Das erschwert die Bemühungen, eine gemeinsame Vertretung der Kärntner Slowenen zu schaffen.

Aus drei Organisationensoll eine werden

Derzeit gibt es gleich drei Vertretungsorganisationen: den Rat (NSKS), den Zentralverband (ZSO) und die Gemeinschaft der Kärntner Slowenen (SKS). Jüngst schlug Landeshauptmann Gerhard Dörfler deshalb vor, bis zum Jahr 2016 eine gemeinsame Dachorganisation aller Kärntner Slowenen zu schaffen, wobei dem FPK-Politiker eine Vorsitzrotation zwischen den drei Verbänden vorschwebt.

Ein Weg, der für ZSO und SKS durchaus gangbar wäre. Bernard Sadovnik von der Gemeinschaft der Kärntner Slowenen (SKS): "Der Zentralverband und die Gemeinschaft haben schon im Vorjahr eine Art Dachorganisation vorgeschlagen. Bei uns wurde das auch schon beschlossen. Vom Rat haben wir allerdings nach einem Jahr noch immer keine Antwort bekommen."

Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erteilt Nanti Olip, Vizeobmann des Rats der Kärntner Slowenen, dem Vorschlag Dörflers eine klare Absage. Ein Dachverband, in den die Organisationen ihre Vertreter entsenden, komme für den Rat nicht in Frage. "Das würde den Status quo einzementieren", so Olip. Für den Rat wäre nur eine allgemeine Slowenenorganisation vorstellbar, deren Mitglieder von der Volksgruppe direkt gewählt werden.

Den Verdacht, dass der Rat als größter Verband sich so den meisten Einfluss sichern wolle, wischt Olip beiseite: Innerhalb einer solchen Dachorganisation gebe es genug Platz für alle Verbände. Allerdings würde so die "Unabhängigkeit von jeglichem parteipolitischen Einfluss" deutlich erhöht.

Rotierender Vorsitz fürRat "nicht vorstellbar"

"Nicht vorstellbar" ist für Olip auch der Vorschlag eines rotierenden Vorsitzes. Das sei in Österreich "völlig unüblich".

Für Sadovnik liegen die Vorteile einer Dachorganisation auf der Hand: "Es wäre wünschenswert, im Volksgruppenbeirat mit einer Stimme zu sprechen." Allerdings, so der SKS-Vorsitzende, würden sich die drei Kärntner Slowenenverbände schon jetzt immer gemeinsam abstimmen. "Es gibt da keine einzelnen Positionen."

Dem widerspricht Rats-Vize Olip nicht. Auch für ihn ist das Sprechen mit einer Stimme wichtig: Die Ortstafel-Gespräche seien mit drei slowenischen Verhandlern geführt worden und herausgekommen sei "die schlechteste Lösung".

"Überzeugende Mehrheit" für Ortstafellösung

Aus Sicht des Präsidenten des Zentralverbands (ZSO), Marjan Sturm, ist das "eher ein Funktionärsproblem". Die "überzeugende Mehrheit" auch der konservativen Kärntner Slowenen sei mit der Lösung zufrieden.

Unabhängig von den drei Slowenenverbänden - trotz personeller Überschneidungen - ist übrigens die Enota Lista (Einheitsliste). Diese sieht sich als Einheitspartei der Kärntner Slowenen und ist in zahlreichen Gemeinderäten im südlichen Teil des südlichsten Bundeslands vertreten.

Wissen

Die Volksgruppe der Kärntner Slowenen wird derzeit von drei Organisationen vertreten. Der größte Verband ist der Rat der Kärntner Slowenen (NSKS), 1949 als christlicher Verband gegründet und eher konservativ.

1955 wurde der Zentralverband slowenischer Organisationen Kärntens (ZSO) als Sammelbecken mehrerer Widerstandsorganisationen gegen den Nationalsozialismus gegründet. Er war ursprünglich linksgerichtet.

Seit 2003 gibt es die Gemeinschaft der Kärntner Slowenen (SKS). Sie gilt als Schöpfung Jörg Haiders und FPK-nahe.

Als gemeinsames Gremium dient der Koordinationsausschuss, zwischen ZSO und SKS auch noch den Verbindungsausschuss. Einen wirklichen Dachverband haben die Volksgruppenvertreter aber bisher noch nicht zustande gebracht.