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Bausparkassen wünschen sich Lockerungen der KIM-Verordnung und eine höhere Darlehensobergrenze.
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KIM-VO: Was nach einer asiatischen Kampfsportart klingt, ist die "Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung", die im August 2022 in Kraft trat. Kredite zur privaten Wohnraumfinanzierung sind seitdem schwieriger zu bekommen, die Nachfrage ging zurück. Das spürten auch die vier heimischen Bausparkassen, die sich - im Einklang mit anderen Kreditinstituten - Nachbesserungen wünschen.
Laut der Verordnung dürfen Wohnbaukredite nicht mehr länger als 35 Jahre laufen, der Eigenmittelanteil muss mindestens 20 Prozent betragen, die Rückzahlungsrate darf maximal 40 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens ausmachen. Die Kriterien waren zuvor nur Empfehlungen gewesen.
"Für junge Familien ist es fast unmöglich geworden, Wohneigentum zu schaffen", sagte Susanne Riess-Hahn, Vorstandschefin der Wüstenrot Bausparkasse mit Sitz in Salzburg, am Donnerstag vor Journalisten. Seit 2010 hätten sich die Wohnimmobilienpreise verdoppelt, die Höchstgrenze bei Bauspardarlehen sei aber nur um ein Drittel gestiegen. Aktuell dürfen maximal 240.000 Euro pro Person vergeben werden. Die Bausparkassen wünschen sich eine Anhebung auf 350.000 Euro - auch wenn das eine höhere Verschuldung bedeutet. Die Bausparkassen würden Darlehen aber nicht leichtfertig vergeben, betonte Riess-Hahn: "Die Ausfallsquoten sind außerordentlich gering."
"Wir vergeben Darlehen bis zu 35 Jahre, die tatsächliche Laufzeit liegt aber bei 20, 21 Jahren. Die Kunden sind sehr bemüht, sich zu entschulden", betonte Christian Reingruber, aktueller Vorsitzender des Bausparkassenverbands und Vorstandsvorsitzender der s Bausparkasse.
Nachdem die Front gegen die KIM-VO immer breiter wurde, empfahl das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) Mitte Februar der Finanzmarktaufsicht (FMA), die Verordnung per 1. April anzupassen. Konkret geht es dabei um zwei Lockerungen beziehungsweise Ausnahmen von gültigen Regelungen bei Zwischenfinanzierungen und Vorfinanzierungen von nicht-rückzahlbaren Zuschüssen durch Gebietskörperschaften. Nach Ansicht der Banken bringt das aber zu wenig. Die Bausparkassen wünschen sich eine Änderung bei der Anrechenbarkeit bestehender Immobilien als Sicherheit. Derzeit kann eine bestehende Immobilie nur zu 80 Prozent angerechnet werden, plädiert wird für 100 Prozent.
Bausparen feiert Comeback
Das klassische Bausparen ist in den vergangenen Monaten "wie der Phönix aus der Asche" auferstanden, freute sich Reingruber. Im vierten Quartal 2022 wurden um 14 Prozent mehr Bausparverträge abgeschlossen als im vierten Quartal 2021. "Ein zweistelliges Wachstum haben wir in den letzten zehn Jahren nicht gesehen", so der Bausparkassenchef. Im Gesamtjahr 2022 war die Tendenz aber weiter sinkend: Insgesamt wurden 395.097 (nach 447.989) Neuverträge abgeschlossen. Die Bauspareinlagen gingen von 15,6 Milliarden Euro auf 14,8 Milliarden Euro zurück.(ede)